31 Dezember 2022

Wie Gott uns 2022 führte

Anfang des Jahres erzählten wir euch in unserem letzten Eintrag, wie Gott uns in den ersten anderthalb Jahren hier in Kroatien versorgte. Seitdem ist wieder viel passiert, doch waren wir zu beschäftigt um es aufzuschreiben. Hier einige Geschichten von uns, die euch hoffentlich ermutigen:


Neuer Job für Harry – Zurück in die Outdoor-Branche

Seit letztem Oktober war ich ja ca. 20-25 Stunden pro Woche mit dem Fahrrad als Essenslieferant in Karlovac unterwegs. Als die Temperaturen im Mai immer mehr anstiegen, wurde dies tagsüber immer mühsamer. Ich fragte meinen (göttlichen) Papa, ob ich diese Arbeit den Sommer über auf dem heißen Asphalt und in der stickiger Stadtluft weitermachen solle. Die Antwort kam nicht viel später durch meine Frau. Sie leitete mir eine Anzeige der Firma „Turizam Kupa Sports“ weiter, die Outdoor Guides für Rafting/Kayaking und andere Aktivitäten suchte. Erst wollte ich mich gar nicht weiter damit beschäftigen, weil ich wusste, dass ich bei so einem Job lange Tage von zu Hause weg sein würde. Schließlich schaute ich doch einmal auf die Website und legte Gott die Sache bewusst in die Hand – sein Wille solle geschehen.

Um es kurz zu machen: Ab Ende Mai arbeitete ich als Outdoor Guide – v.a. auf den Flüssen Kupa und Mrežnica, wo je nach Wasserstand Rafting oder Kayaking auf dem Programm stand. Es war eine steile Lernkurve, andere Stromschnellen hinunterzuleiten, wo ich selbst seit fast 10 Jahren nicht mehr auf solchen Flüssen gewesen war. Doch Gott gab mir Gnade und schon nach weniger als 2 Monaten konnte ich auch alleine Gruppen leiten. Im Frühling und Herbst hatten wir zahlreiche kroatische Firmenausflüge zu betreuen. Das nennt man hier „Team Building“ – aber ohne teambildende Trainingseinheiten, die man vielleicht aus Deutschland kennt, dafür mit mehr Alkohol. Neben dem Ausflug aufs Wasser gehören dazu auch die kulinarische Bewirtung und andere Aktivitäten wie Wandern, Paintball, „Dorfolympiade“ oder das Kochen am Dreifuß über dem Lagerfeuer. Im Hochsommer gab es dann fast täglich zwischen 15 und 30 Touristen, mit denen wir die Wasserfälle der wunderschönen Mrežnica herunterpaddelten.

Mit Marijan hatte ich eine 30-Stunden-Woche und wenigstens einen freien Wochenendtag ausgemacht, denn unsere größte Sorge war eben, dass Familie und Ehe bei dieser Arbeit leiden würden. Insgesamt war es eine sehr gesegnete Saison. Es hat mir Spaß gemacht, wieder Leute in die Natur zu führen und ich hatte immer wieder Gelegenheiten Zeugnis davon zu geben, wie Gott uns nach Kroatien geführt hat, was für Kroaten nämlich eine sehr verwunderliche Entscheidung ist. Nur im August, nachdem mein Kollege einen Autounfall hatte und 2 Wochen ausfiel, und im Oktober kam es zu Ballungszeiträumen, bei denen ich an den Rand meiner Kräfte kam. Der Herr half uns treu durch diese Zeiten.

Momentan bereite ich die Programme für nächste Saison am Computer vor, arbeite an der Website und erstelle Werbung und werde ein Teil des Kundenkontakts auf Englisch und Deutsch übernehmen. Das sind zirka 10 Stunden pro Woche, was mir gut passt, denn so habe ich nun wieder Zeit mehr mit den Kindern zu machen und Luna muss neben ihrer Vollzeitstelle nicht so viel im Haushalt machen. Noch wichtiger ist, das Gott in mir Sein Feuer und Sein Geist des Gebets wieder stärker anfacht, seit ich weniger zu arbeiten habe.


Lunas Team wächst – damit wächst auch ihre Verantwortung

In meiner (Lunas) Arbeit im Serviceteam für Firmenkunden eines großen deutschen Finanzdienstleisters übernehme ich inzwischen immer mehr Verantwortung. Das Team wächst und neue Mitarbeiter müssen eingelernt und ein Mitarbeiterhandbuch erstellt werden, aber auch die laufenden Aufgaben brauchen Zeit. Und wieder merke ich, dass mir Coaching sehr gut liegt, Spaß macht und auch immer wieder zu mir zurückzukehren scheint. Wir hoffen, dass wir bald auch offiziell eine Stelle für einen Coach genehmigt bekommen, damit ich mich dann auch hauptsächlich auf diesen Bereich fokussieren kann. Aktuell mache ich nämlich so einiges: das Dispatching von eingehenden Tickets (Anfragen von Geschäftskunden einer der etwa 20 Gruppen und Mitarbeitern zuweisen), was meine eigentliche Hauptaufgabe ist, das Handbuch, Coaching, tägliches Helfen der Kollegen bei Fragen und die Vertretung des Teamleiters bei seiner Abwesenheit inklusive einige der damit einhergehenden Aufgaben. Gott hat mir ein wunderbares Team geschenkt, in dem es sehr meist harmonisch und fröhlich zugeht, was schon an sich innerhalb der Arbeitswelt ein wertvolles Geschenk und Wunder ist. Dadurch, dass wir über die ganze Arbeitszeit gemeinsam in einem (Microsoft Teams) Meeting sind, helfen wir uns gegenseitig und es gibt immer wieder Gelegenheiten für tiefere Gespräche und von Jesus zu erzählen. Die Kollegen sind auch dankbar und offen für Gebet. Nach einer längeren Periode mit relativ viel Stress und Druck ist es aktuell ruhiger, auch weil das Team gewachsen ist und die Aufgaben nun auf mehr Schultern verteilt sind. Neben dem vielen Sitzen am PC bleibe ich durch kurze oder auch längere Sporteinheiten fit. Und manchmal, wenn wirklich nicht viel los ist, kann ich sogar mit den Kindern Plätzchen backen oder andere Dinge nebenbei machen. :-)


Im Spätsommer und Herbst

Im Sommer konnte Luna durch unsere Reise nach Deutschland keinen Urlaub mehr nehmen. Trotzdem fuhren wir einige Tage mit ihrer Oma ins „Zagorje“ zu Omas Landhäuschen und dann noch eine Woche nach Rijeka, wo ihr Papa seinen Sommerurlaub verbrachte. Laptop und Router nahm sie einfach mit; zum Strand gingen sie (in Rijeka) dann jeweils erst nach 4 Uhr. Ich kam dann abends von der Arbeit im Inland und holte sie dort ab.

Ende Oktober nun schenkte uns Gott noch einen Kurzurlaub von 5 Tagen zu viert am Meer. Das war eine sehr schöne Zeit und tat nach dem vollen Sommer sehr gut. Wir entschieden uns, während des Urlaubs die Mobiltelefone auszulassen. Die Kinder waren, dank Neoprenanzügen von meiner Arbeit, jeden Tag im Wasser. Auf dem Rückweg besuchten wir endlich einmal den berühmten Nationalpark Plitvicer Seen mit seinen hunderten von Wasserfällen und 16 Seen Türkisen Wassers. Ein absoluter Traum, ein Stück neuer Welt, so schien es uns. Dort traf Luna sogar „zufällig“ einen ihrer Kollegen, den sie sonst ja nur über das Headset hört oder mal auf dem Bildschirm sieht. Dieser ist neben seinem Job im Team auch Touristenführer und war genau an diesem Tag mit einer Gruppe im Park unterwegs.


Deutschlandreise im Juli

Für Mitte Juli war das jährliche Müller-Familientreffen in Mamas Heimatsort Breitungen an der Werra geplant. Wir hatten uns vorgenommen dafür nach Deutschland zu kommen. Unser liebender Vater bestätigte diesen Plan durch alte Freunde aus Kanada, die uns einige Monate vorher mitteilten, dass Gott es ihnen aufs Herz gelegt hatte uns eine größere Geldsumme zu schicken. Diese traf dann einige Tage vor unserer Abreise ein und reichte für so ziemlich alle Ausgaben inklusive dreier Übernachtungen und dem anstehenden TÜV für unser Auto. Gott ist so gut und immer treu.

Wir fuhren Samstagmorgens früh los und kamen schon um 17 Uhr herum in Heidelberg an, wo wir zwei Nächte in einer Ferienwohnung gebucht hatten. An diesem Abend ging ich und am nächsten Tag wir alle in die Gemeinde „Die Taube“, deren YouTube-Übertragungen von Lobpreis, Predigt und Gebet uns hier in Kroatien eine große Ermutigung sind. Am Sonntag war Nachmittags ein Gottesdienst, bei dem besonders für Heilung gebetet wurde – und seitdem habe ich keinerlei Probleme mit nächtlichen Wadenkrämpfen mehr, mit denen ich, trotz Magnesiumcitrat, über ein halbes Jahr lang gekämpft hatte. Falls jemand einmal (Heilungs)gebet in Anspruch nehmen möchte – die Gemeinde bietet eine Telefonhotline an, über die geschulte Ehrenamtliche aus ganz Deutschland für Anrufer beten.

Außerdem trafen wir in Heidelberg noch gute Freunde aus dem Schwarzwald, Berlin und Dänemark - das war ein sehr fröhliches und ermutigendes Wiedersehen!

Danach durften wir eine sehr angenehme Woche bei meiner Schwester im Erzgebirge verbringen, mit Besuchen bei und Ausflügen mit meiner anderen Schwester und ihren Kindern und meinen Eltern. Mit ihnen allen und meinen anderen Geschwistern, so wie einigen Verwandten von Mamas Seite, trafen wir uns dann in Thüringen zum Familientreffen, von Freitag bis Sonntag. Es war so schön, alle wiederzusehen, Geschichten und Neuigkeiten auszutauschen, zu sehen wie die Neffen und Nichten heranreifen usw. Zudem fiel noch Papas Geburtstag auf den Samstag! Nach einem gemeinsamen Gottesdienst am Sonntag fuhren die meisten wieder heim, während wir uns dann am Montag auf dem Weg in die alte Heimat nach Doberlug-Kirchhain machten, mit einem kurzen aber sehr netten Zwischenstopp in Radebeul und Weinböhla, um meinen Patenonkel Theodor und seine Frau Ines zu überraschen.

In unserem alten Heimatsort wurden wir von unserer Nachbarin Sabine in unserer Ex-Wohnung beherbergt, da sie inzwischen in diese umgezogen war. Alles war uns sehr schnell wieder vertraut, und doch durften wir die Woche als Gäste genießen. Am zweiten Abend kam unsere ganze ehemalige Hausgemeinde zu einer kleinen Gartenfeier und Lobpreis zusammen, plus einigen Geschwistern, die inzwischen dazugekommen waren. Das war für uns ein sehr schönes Erlebnis, genauso wie ein weiterer Lobpreisabend später diese Woche. Ausflüge zum Baden mit Freunden und einmal nach Senftenberg zu anderen Freunden machten die Woche voll, schön und bedeutungsreich. Tatsächlich war das Schönste für uns an dieser Reise, dass wir immer wieder mit und für Freunde und Verwandte beten und Gott preisen konnten. Alle Ausflüge, nette Gespräche und leckere Bewirtung kommt an diesen Genuss und diese Tiefe nicht heran. :-)

Am Samstag war es dann Zeit, dass wir uns auf die Heimreise machten. Wir hatten noch schnell eine Unterkunft in Tschechien an der Grenze zu Österreich gebucht, um nach den vollen 2 Wochen nicht so eine anstrengende Rückreise zu haben. Dort gab es auch einen Swimmingpool und ein Spielzimmer für Kinder, zu ihrer großen Begeisterung. Unterwegs hielten wir noch für ein Stünden in Prag und am nächsten Tag bei Schloss Schönbrunn in Wien – Speed Sightseeing sozusagen. Und so waren wir Sonntagabend wieder in unserer kroatischen Heimat angekommen.


Fahrräder geklaut, Auto beschädigt

In den Monaten nach unserer Rückkehr spitzten sich leider die Probleme mit dem Nachbarn unter uns auf eine neue Weise zu. Zuerst verschwanden die Fahrräder der Kinder aus dem Treppenhaus, der ja normalerweise nur Hausbewohnern zugänglich ist. Amos’ Fahrrad fanden andere Nachbarn in dem Teich neben unserem Wohnblock wieder, der Gott sei Dank zu der Zeit trocken lag. Junias Fahrrad aber blieb verschwunden, so dass wir ihr einige Wochen später ein anderes besorgen mussten. Wir haben natürlich den Mann im Verdacht, der unter uns wohnt, weil er anderen gegenüber sehr aggressiv ist und schon jahrelang Probleme bereitet. Oft, wenn die Kinder sich einmal etwas vergessen und im Spiel durch die Wohnung rennen, brüllt er von unten wüste Beschimpfungen. Andererseits lässt er manchmal die ganze Nacht sein Radio laufen oder spielt eine Stunde lang sehr laute Musik ab. Die Fahrräder könnte er aus Rache entwendet und irgendwohin geworfen haben, weil wir uns von seinen Drohungen und Anfeindungen nicht einschüchtern lassen. Wenn er uns bei einer Begegnung draußen oder Treppenhaus beschimpft, sagen wir meistens nicht viel, sondern segnen ihn im Namen Jesu und sagen ihm auch das Gott ihn liebt.

Nun heißt das aber nicht, dass wir so tun als wäre alles in Ordnung. Einmal schon rief Luna die Polizei, als die laute Musik mitten in der Nacht losging. Das half. Im September war dann an einem Morgen an unserem Auto ein Rücklicht eingeschlagen, und am darauffolgenden Morgen das andere Rücklicht, so wie beide Außenspiegel und alle Scheibenwischer abgebrochen. Das hat uns schon ganz schön zu schaffen gemacht. Ich ging eine Anzeige gegen unbekannt aufgeben (denn handfeste Beweise gegen unseren Nachbarn konnten wir nicht finden) und konnte dabei auch unsere Vermutungen erfassen lassen. Außerdem bauten wir eine „Dash Cam“ (eine Kamera im Auto) ein, was ich ihm bei einer Begegnung auf dem Parkplatz auch mitteilte, und das scheint ihn bis jetzt davon abzuhalten, unser Auto wieder zu demolieren. Gott sei Dank.

All das ist zwar keine schöne Angelegenheit, doch sie erinnert uns und die Kinder daran, für ihn zu beten, keine Angst zu haben und Gott in allem zu vertrauen, auch wenn Dinge außerhalb unserer Kontrolle liegen. Deshalb sind wir auch für diese Angriffe dankbar, denn dadurch wächst auch unserer Glaube. Eben „Segnet eure Feinde“ im echten Leben. Wenn man sich bewusst ist, dass ja nicht Menschen unsere Feinde sind, sondern die bösen, geistlichen Mächte der Finsternis dahinter (siehe Eph. 6), dann hat man auch eine ganz andere Grundeinstellung gegenüber solchen Personen – und weiß auch wie und für was man im Gebet kämpfen muss. Das heißt aber auch nicht, dass man sich alles gefallen lassen und sich beschimpfen lassen muss. Für mich (Luna) ist klar, sofern der Nachbar mich das nächste Mal im Treppenhaus anhält, sich mir in den Weg stellt und vor meinen Kindern Beleidigungen und hasserfüllte Worte ausspricht, rufe ich die Polizei. Denn das ist ganz klar eine Grenzüberschreitung, bei der es um gegenseitigen Respekt und Menschenwürde geht, die man sich selbst als Christ nicht gefallen lassen muss (hier geht es ja auch nicht um Verfolgung um Christi Willen). So rief eine Nachbarin bereits einmal die Polizei, als der Nachbar ihre Enkelin angeschrien hatte und diese wies ihn zurecht und ermutigte uns, sie in solch einer Situation jedes Mal zu verständigen. Aber auch da gilt es für uns, immer wieder unseren Ärger, Wut und Bitterkeit Gott abzugeben, zu vergeben und weiterzubeten.


Hausgemeinde – Wachstum im Inneren, nicht im Äußeren

Wachsen tut auch unsere Hausgemeinde – auch wenn das anders aussieht als wir alle uns das vor ein bis zwei Jahren vorgestellt hatten. (Noch?) ist es nicht soweit, dass wir regelmäßig andere zu Jesus führen und anleiten, ähnliche Gemeinden in ihren Häusern zu bilden. Dafür durften wir als kleine Gruppe im Inneren weiter zusammen- und in Jesus hineinwachsen. Das zeigt sich dann auch durch Frucht im Äußeren: Alle haben wir hier und da Gelegenheiten, andere Gläubige zu ermutigen, für Menschen zu beten, Gottes Handeln zu erleben und davon weiterzuerzählen. Vor kurzem durften zwei Schwestern, die als Physiotherapeutinnen in einem kleinen Krankenhaus arbeiten, für eine ältere Schwester aus der Baptistengemeinde beten, die in eine starke Depression gerutscht war und die der Satan belogen hatte, dass sie am besten ins Altersheim zieht und mit ihrer Mutter zusammen stirbt (um nur eine der vielen Lügen zu nennen, denen sie auf den Leim gegangen war.) Nach einigen Wochen anhaltendem Gebets und Besuchen bei der Kranken, konnten die beiden beobachten, wie sich innerhalb weniger Tage Gott über diese Frau erbarmte und sie völlig befreite! Inzwischen läuft sie fröhlich herum und erzählt, was Gott für sie getan hat, genießt die kleinen Dinge des Lebens und kümmert sich wieder um alltägliche Angelegenheiten – alles Dinge, die jemand in den Fängen der Depression nicht tut. Was Psychologen und Psychopharmaka nicht gelingen kann, weil sie die geistlichen Ursachen der seelischen Probleme nicht erkennen konnten noch behandelt haben, dazu ist Jesus fähig, der selbst das Leben ist, den Tod überwunden hat und uns Leben gibt, die wir Ihn darum bitten. SLAVA BOGU! (Preist Gott!)

Durch solche Werke des Herrn ermutigt, bleiben wir dabei für unsere Stadt, unser Land und auch für euch in Deutschland zu beten und zu erwarten, dass sich die Türen für das Evangelium von Jesus öffnen, Zeichen und Wunder geschehen und Gott selbst in unserer Kultur und Gesellschaft sein Reich aufrichtet. Das ist möglich und dafür gibt es viele Zeugnisse auch in dieser bösen Zeit.


Licht ins Dunkel, Wahrheit vertreibt die Lüge

Wie wichtig ist es doch, dass wir uns als Kinder Gottes auf die Wahrheiten Gottes stellen und nicht an den Lügen des Feindes festhalten. Dieser kommt, um unsere Freude zu stehlen, unsere Beziehungen zu zerstören und unser Leben zu töten – und wenn wir seinen Lügen glauben, dann erreicht er genau das bei uns. Aber Gottes Wille ist es, dass wir Leben haben in Fülle, dass wir Freude haben und einen tiefen, inneren Frieden in Ihm. Wir wollen euch, ermutigen, genau das als Gebet in die dunklen Teile eures Lebens zu proklamieren, dort wo das Reich der Dunkelheit Macht zu haben scheint. Jesus möchte auch dort Licht hinbringen. Deshalb ist es wichtig, unsere Identität in Christus zu kennen und als Fundament zu haben. Wir sind Könige und Priester, wir sind nicht Schwanz, sondern Kopf, wir sind Jesu Brüder und Schwestern, Miterben Christi, Kinder des allerhöchsten Gottes. Und nichts weniger! Das ist nicht abhängig von unserer Frömmigkeit, sondern allein davon, ob wir unser ganzes Vertrauen auf Jesus setzen. Wenn wir unserer Identität als angenommene Söhne und Töchter des Vaters bewusst sind, und uns jeden Tag in Sein Wort der Wahrheit vertiefen, können wir die Lügen des Feindes erkennen, ihnen die Wahrheit entgegen halten, und so verlieren sie ihre Kraft. Licht zerstört die Dunkelheit.

Wir wollen euch ermutigen, im neuen Jahr diesen Bereich eurer Identität noch tiefer zu verstehen, anzunehmen und zu leben. „Du bist ein Gott, der mich sieht“ ist ja auch die Losung für das Jahr 2023. Und das ist wirklich ermutigend und wunderschön, dass unser Papa uns wahrnimmt, sich über uns freut, in Liebe ermahnt, und so gerne Zeit mit uns verbringt. Setzt euch doch einfach mal in den Schoß unseres Vaters, lasst euch lieben und genießt einfach seine Gegenwart.


Doch nicht nur in einzelnen Herzen zerstört Jesu Licht die Dunkelheit – Er will auch ganze Städte, Länder oder Gesellschaftstrends verändern. Vor einiger Zeit erhielten wir den Bericht der Schwangerschaftsberatungs-Initiative 1000+. Durch Gottes Gnade konnten sie dieses Jahr mehr als 100.000 Frauen im deutschsprachigen Raum beraten, ihnen praktisch helfen und sie ermutigen sich für das Leben zu entscheiden. Über 1.000.000 Besucher durften auf ihrer Website begrüßen. Bei ca. 95000 Abtreibungen in Deutschland 2021 (5% weniger als im Vorjahr) ist 1000+ also inzwischen eine relevante Größe und man kann demnach sagen, dass eine Schwangere in einer Konfliktlage inzwischen die Wahl hat, sich von qualifizierten Beratern helfen zu lassen, die für das Leben eintreten. Vor einigen Jahren noch war dieser „Markt“ so gut wie ausschließlich von „Pro-Choice“-Beratern (für die Abtreibung möglicherweise die beste Lösung ist) besetzt. Das ist eine große Veränderung in der Gesellschaft, für die wir unserem Herrn dankbar sind – auch wenn wir weiter beten, dass die Veränderung sich fortsetzt!


Berge werden durch Glauben versetzt. Glaube ist nicht Glaube, wenn er die Ergebnisse vor sich liegen sieht, sondern wenn er sie im Vertrauen auf den Lenker der Geschichte erwartet und erbittet. Viel zu oft stimmen wir in die allgemeinen Beschwerden über die Preise, die Energiekrise, die bösen Politiker hier und im Osten mit ein und lassen uns Angst machen. Wir machen Gott dabei Unehre, weil wir durch unsere Klagen beweisen, dass wir Ihm nicht zutrauen, in jeder Situation seine Pläne umzusetzen!

Jesus hat am Kreuz nicht nur für unsere Sünden bezahlt, sondern auch den Sieg über alle Mächte der Finsternis errungen! Es ist Kraft im Blut Jesu, genügend für jede Herausforderung unserer Zeit. Glaubst du das?

Lasst uns nicht müde werden für uns selbst, unsere Familie, Freunde, unsere Stadt und unser Land zu glauben, zu danken, zu flehen und zu sehen wie unser große Gott Wunder tut.


„Ende der Durchsage – So soll es sein!“ (Zitat aus "Der Schlunz")


Seid gesegnet!

05 Juni 2022

Das Wunder der Geburt...aus den Augen einer frischgebackenen Mama

(vom 22.11.2013)

Junia Abigail Müller wurde am 12. November um 4.05 Uhr zu Norah Jones' Lied "Wish I could" geboren (http://www.youtube.com/watch?v=YIEsv4cGkxU). Gerade eine Woche vorher lief ich an einem regnerischen Tag zur Bibliothek, um das Album "Not too late" auszuleihen. Damals war sie auch schon da, nur noch im Bauch. Wer hätte gedacht, dass sie einige Tage später schon zur Welt kommen würde. Geburt. Erstaunlich. Unglaublich. Ein Wunder Gottes. Eine Verbindung zu Leben und Sterben.

Nachdem wir am Freitag davor im Krankenhaus waren, um einen Stress test machen zu lassen (gucken, ob es Baby gut geht), waren wir am Montag morgen schon wieder da, damit man den Geburtsvorgang in Gang setzt. Wir hatten noch überlegt, ob wir den Termin verschieben, um meinem Körper und dem Baby Zeit zu geben, selbst den Anstoß zu machen. Dann wurde uns allerdings erklärt, dass die Methode zur Einleitung auch schon mal einige Tage dauern kann, damit sie wirkt. Und es war noch nicht mal sicher, dass es bei mir überhaupt wirkt. Es wurde eine Substanz an den Muttermund gelegt, um ihm zu helfen, schneller weicher und geburtsbereiter zu werden. Wir fuhren wieder nach hause und gingen unseren üblichen Dingen nach.

Ich merkte allerdings schon recht bald, dass sich etwas veränderte: die Vorwehen gingen so langsam über in stärkere Wehen und gegen 19 Uhr fingen wir an, sie aufzuschreiben. Ich war mir nicht sicher, ob das denn jetzt nun Wehen waren oder nicht, zudem waren sie recht unregelmäßig. Doch die Schmerzintensität nahm bald zu, sodass ich mich nicht mehr davon ablenken konnte. Es wird immer so gesagt, dass man ins Krankenhaus fahren soll, wenn die Wehen eine Minute oder länger dauern und im Abstand von 4 bis 5 Minuten kommen. Nun, meine dauerten irgendwann dann zwischen einer und drei Minuten und kamen im Abstand von einer bis einandhalb Minuten. Da war nicht viel Pause zum durchatmen und entspannen! Wir riefen das Krankenhaus einige Male an, weil wir uns nicht sicher waren, ob wir nun kommen sollten oder nicht.

Gegen 11 Uhr abends haben wir dann doch auf der Geburtsstation eingecheckt. Vom Auto aus war es schwer zu laufen und ich musste jedes Mal anhalten und durch die Wehe durchatmen. Die Schwester hat dann die Medizin rausgenommen und mich an einen Monitor angeschlossen, um das Baby und die Wehen für eine Stunde zu beobachten. Falls es nicht weiterging mit den Wehen, könnten wir wieder nach hause, sagte sie. Allerdings ging es weiter und uns wurde ein Zimmer zugewiesen. In dem Krankenhaus hier hat jede gebärende Frau ein Privatzimmer mit Badezimmer und Schlafmöglichkeit für den Geburtspartner. Gott sei Dank bekamen wir auch noch ein Zimmer mit Badewanne! Da ging ich dann erst einmal rein und die Wärme half mir, besser mit den Wehen umzugehen und etwas zu entspannen. Wir konnten was essen und trinken und hatten eine kleine Pause von den Wehen. Wir machten Musik an (Jack Johnson und Norah Jones) und machten das Licht aus im Bad. Nur vom Zimmer aus strahlte ein wenig hinein. Babys Herzschlag wurde immer wieder mal gecheckt, aber Junia ließ sich schon da von nichts aus der Ruhe bringen. In der Badewanne blieb ich dann fast vier Stunden und nach der kleinen Pause wurden die Wehen immer stärker und einige von ihnen raubten mir echt die Luft und es war sehr schwer, tief Luft zu holen anstatt vor Schmerzen zu schreien. Aber die Schwester, die die ganze Zeit dabei war hat mich sehr ermutigt und mir geholfen dabei. Ich probierte Lachgas aus, um die Schmerzen zu lindern, aber hatte das Gefühl, dass es nicht wirklich half und mir nur prickeln im Gesicht brachte. Außerdem musste ich auf so ein Mundstück beißen, dabei wollte ich meinen Mund so weit wie möglich auf haben, um so viel Luft wie es geht einzuatmen.

Irgendwann fragte ich dann, ob sie mir etwas für die Schmerzen geben könnte. Im Geburtsplan, den wir vorher verfassten und dem Personal gaben stand aber, dass ich möglichst keine Schmerzmittel haben will. Daran hielt sich unsere Schwester dann auch und war recht konsequent, indem sie sagte, dass ich es schaffe und die Schmerzmittel auch nur die Schmerzen etwas lindern, aber nicht verschwinden lassen. Da dachte ich nur: ja, sie hat recht. Ich kann das ohne Schmerzmittel. Aber wenn man solchen Schmerz verspürt, dass man denkt, man stirbt gleich davon, wird einem so einiges egal. Ich fand das echt stark von ihr, dass sie da nicht nachgegeben hat.

Irgendwann platzte dann die Fruchtblase. Der Muttermund war nun zwischen 5 und 6 cm offen. Es ging voran! Kurz danach kamen aber diese luftraubenden Wehen. Selbst das warme Wasser schien nun nicht mehr viel zu helfen. Ich weiß nicht, wie lange diese dauerten. Die Schwester sagte dann, ich solle ihr bescheid sagen, wenn ich den Drang habe zu pressen. Vorher dachte ich nur: na, wie soll sich das wohl anfühlen? Aber kurze Zeit später wusste ich es. Die Schwester checkte nochmal alles und sagte, der Muttermund sei nun 10 cm weit und der Kopf des Babys schon sehr weit unten! Höchste Zeit, mich aus der Wanne zu holen! Leider machen sie dort noch keine Wassergeburten, das wäre schön gewesen.

Auf dem Bett checkte sie alles nochmal und rief eilig die Ärztin während sie mich ermutigte, bei jeder Wehe die Luft anzuhalten und so lange wie es geht zu pressen. Die Wehen waren nun zwar nicht mehr so schmerzhaft, dafür aber Junias Kopf im Geburtskanal umso mehr unangenehm. Es fühlt sich wirklich ein wenig so an, als würde man einen Ball zur Welt bringen müssen, haha. Ich presste aber glücklicherweise nur 15 Minuten und dann war Junia nach etwa 10 Stunden Wehen auf der Welt und verkündete es mit lauten Schreien. Die Schwester lobte mich, wie kontrolliert ich presste. Ich hatte aber nicht wirklich Ahnung, was ich machte, sondern verließ mich auf meinen Instinkt.

Dieser Moment, als sie auf die Welt kam ist schwer mit Worten zu beschreiben. Da war so eine Stille im Raum für einige Sekunden, selbst Norah Jones schien zu singen aufgehört zu haben, bis Junia dann schrie. Oder sang, je nachdem. Sie wurde mir gleich auf die Brust gelegt und fing bald an, ihre erste Mahlzeit ohne Nabelschnur zu genießen. Was für ein Wunder. Und im Hintergrund spielte immer noch die bittersüße Melodie von Norah Jones, die diesen magischen, melancholischen, emotional geladenen Moment so gut untermalte. Ich denke jedes Mal daran zurück und muss weinen, wenn ich das Lied nun höre. Vor Freude natürlich.

Junia war von Anfang an sehr neugierig auf ihre Umgebung und schaute sich alles mit ihren ganz wachen, süßen Babyaugen an. Ich bin immer fasziniert, wenn ich sie beobachte, wie sie mit großen Augen in die Welt schaut und frage mich, wie unsere Welt wohl aus den Augen eines Babys aussieht und was sie wohl dabei denkt (abgesehen davon, dass sie momentan noch nicht sehr viel sehen kann).

Ich habe mich gefragt, wie die Geburt wohl verlaufen wäre, wenn sie sie nicht eingeleitet hätten. Vermutlich hätte es noch einige Tage gedauert. Junia wäre noch mehr gewachsen. Die Geburt hätte vielleicht viel länger gedauert, vielleicht wären die Wehen dafür aber nicht so stark und nah beieinander gewesen. Was die Ärzte erstaunte war, dass Junia immer noch mit Käseschmiere bedeckt war, was wohl bei Babies, die spät kommen, sehr unüblich ist. Vielleicht noch ein Zeichen, dass wir beide noch ein wenig mehr Zeit gebraucht hätten. Aber dann wäre die Wahrscheinlichkeit eines Kaiserschnitts größer gewesen, weil sie ja nun da schon ein nicht mehr kleines Baby war (3732 g und 54 cm!).

Diese wäre und hätte Fragen sind zwar ganz nett zu stellen, aber letzten Endes erinnert es mich nur an ein Lied von Steve Green namens "Creation Sings". An einer Stelle heißt es "[He] commands the newborn babies' cry" (Gott bestimmt den Zeitpunkt des ersten Neugebornenenweinens). Und so ist es auch. Gott hat schon alles richtig gelenkt und war bei uns.

Ich muss an die unzähligen Frauen der Vergangenheit denken, die ihre Kinder ohne dieses gute medizinische System, das wir heute haben, zur Welt gebracht haben. Wenn man daran denkt, wieviele Komplikationen entstehen können, ist es ein wirkliches Wunder, dass so viele Babies und Mütter die Geburt überlebt haben.

Dann schaue ich mir Junia an. Sie ist so klein und abhängig von ihrer Umwelt und den Personen, die sich um sie kümmern. Babies müssen unglaubliches Vertrauen von Anfang an haben, dass jemand sich um sie kümmert und sie gut versorgt werden. Sie sind so hilflos, kein Wunder, dass sie am Anfang schnell von Dingen irritiert werden. Ich glaube, mittlerweile hat unsere Maus gelernt, dass wir immer da sind und ihre Bedürfnisse stillen und mit ihr kuscheln. =) Sie weiß auf jeden Fall was sie will und macht es auch sehr klar. Von Anfang an hatte sie einen kräftigen Schrei! Sie mag es immer noch nicht, wenn wir ihre Windel wechseln. Dafür mag sie es (vor allem bei Harry) in die frische Windel zu machen oder daneben auf den Wickeltisch, wenn man gerade wechselt.

Das Baden mag sie mittlerweile allerdings mehr. Heute habe ich ihr eine kleine Massage mit Olivenöl nach dem Baden gegeben und sie mochte es sehr. Sie gewöhnt sich immer noch daran, auf dem Rücken zu schlafen und hat daher manchmal Probleme, ruhig in ihrem Bettchen zu schlafen. Bei Mama und Papa im Bett oder auf der Brust ist es halt viel kuscheliger! Wir nehmen jede Nacht so wie sie kommt. Manchmal ist sie ziemlich ruhig und schläft im 2 oder 3 Stundenrhythmus durch, dann gibt es wieder Nächte, in denen wir ständig aufstehen und sie aus ihrem Bettchen holen, weil sie irgendetwas hat oder braucht. Aber sie schläft ja sonst meistens und dann können wir auch schlafen, vor allem tagsüber. Es ist schön, gemeinsame Nickerchen als Familie zu haben!

Am Anfang hatte sie ein wenig Gelbsucht. Dadurch, dass Junia allerdings so gern und gut isst, ist die Gelbsucht nun fast weg. Mittlerweile geht das Stillen auch ziemlich gut und Gott sei Dank ohne Schmerzen (ich hätte nicht gedacht, dass es am Anfang ziemlich weh tut!). Juni macht sehr gern ziemlich lustige Gesichter  und Geräusche beim Träumen, so haben wir oft was zu lachen neben dem Bewundern ihrer Niedlichkeit und anschließendem knuddeln und mit Küssen überhäufen. Sie kann ihren Nacken schon erstaunlicherweise gut und lange halten und ist ganz schön stark, manchmal muss man regelrecht mit ihr kämpfen beim pucken. Sie schafft es immer wieder, ihre Arme rauszukriegen nach einer Weile. Außerdem hat sie ganz neugierige, dunkelblaue Augen, mit denen sie sehr wach und aufmerksam ihre Umwelt beobachtet. Und vor allem hat sie ganz viel Geduld mit uns, die wir noch viel lernen und vor allem sie kennen lernen müssen.

Ich möchte hier noch eine sehr wichtige Person erwähnen, mit der ich gemeinsam auf diesem Abenteuer bin: meinen Harry. Er war die ganze Zeit über während der Geburt an meiner Seite und hat mich so unglaublich unterstüzt. Er hat mir genau das gegeben, was ich brauchte: eine starke, beruhigende Quelle von Liebe und Mitempfinden. Er hat nicht viel gesagt oder getan, sondern saß einfach ruhig neben mir und ich durfte seine Arme und Hände zerquetschen während ich mich voll auf jede Wehe konzentrierte. Genau das hab ich gebraucht. Er war der perfekte Geburtspartner. Es war auch so schön, dass er die ganze Zeit mit im Zimmer sein konnte. Nach der Geburt hat er sich im Krankenhaus und zu hause liebevoll um mich und Junia gekümmert, als mein Körper sich erholt hat und ich nicht viel machen konnte. Und das, obwohl er noch ziemlich viel für sein Studium zu tun hatte. Er hat auch so viel Geduld, Liebe und Verständnis für mich in Situationen, wo meine Emotionen aufgrund der Hormone noch ein wenig verrückt spielen. Gott hat mir einen wunderbaren Menschen zum Ehemann geschenkt und ich bin so unglaublich dankbar, die Erfahrung als Eltern mit ihm machen zu dürfen. Ich weiß, dass er ein ganz toller Papa für Junia sein wird und jetzt schon ist!

Das Wunder der Schwangerschaft und Geburt. Etwas einzigartiges. Aus einem Zellhaufen wird durch Gottes Kraft und Willen ein neuer Mensch geschaffen. Biologisch gut erklärbar und dennoch bin ich fassungslos und meinem Atem beraubt, wenn ich mir Junia anschaue und das Wunderwerk und den Funken Gottes in ihr sehe.

Soweit erst einmal von uns hier. Erstaunt, Beglückt und voller Freude schicken wir euch viele Grüße und Umarmungen,

Harry, Luna und Junia

26 Januar 2022

Wenn ich schwach bin, dann bin ich stark

Geschichten von Gottes vollkommener Versorgung und Antworten auf Gebet

„Der HERR ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln…“ (Psalm 23,1)
„Unser tägliches Brot gib uns heute…“ (Matthäus 6,11)
„Seht die Vögel des Himmels an: Sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln auch nicht in die Scheunen, und euer himmlischer Vater ernährt sie doch. Seid ihr nicht viel mehr wert als sie?“ (Matthäus 6,26)


Diese Bibelverse sind vielen von uns vertraut. Sie stärken unseren Glauben, wenn uns etwas fehlt oder die Sorgen über uns kommen wollen. Trotzdem fällt es keinem Nachfolger Jesu von Natur aus leicht, sein Ängste und Befürchtungen zu überwinden und die Kontrolle über sein Leben, seine Finanzen, seine Beziehungen, seinen Beruf, seine Familie, seine Gesundheit oder was auch immer ganz in die Hände einer anderen Person zu legen, nämlich unserem liebenden Vater. Mit dem Verstand können wir wohl begreifen, dass wir Ihm unendlich kostbar sind, viel mehr wert als die Vögel, denen Er ja auch Ihre Nahrung gibt, und dass Er sowohl die Mittel als auch den Willen hat, uns über die Maßen mit allem zu versorgen, was wir für Geist, Seele und Körper zum Leben nötig haben.
Doch muss der liebende Vater auch zulassen, dass dieses Wissen um seine Güte regelmäßig getestet und in echten Glauben umgewandelt wird. Denn von Natur behalten wir lieber die Kontrolle selbst und klammern unsere kleinen Hände an das, was wir haben. Tragisch – denn so kann uns Gott nicht die Hände füllen, seine großen Pläne für uns kommen nicht zustande und wir werden von den Stürmen des Lebens und den Angriffen des Feindes ins Wanken gebracht und fallen hin. Besser ist es uns gleich einzugestehen, dass wir wie schwache Schafe sind, die einen Hirten brauchen, der sie führt, schützt und versorgt.

Einige Zeit bevor wir uns im Sommer 2020 auf den Weg nach Kroatien machten, zeigte uns der Herr deutlich, dass wir ohne Missionsgesellschaft und ohne festen Unterstützerkreis und monatliches Einkommen losziehen sollten. Denn wenn man Spender in der (früheren) Heimat hat, möchte man ja gerne auch berichten, wie ihre Unterstützung eingesetzt wird und Frucht bringt. Was ist, wenn die Unterstützer andere Vorstellungen als Gott haben, was unsere Aufgaben wären? Selbst schon der gefühlte Druck, Menschen Rechenschaft abgeben zu wollen, beeinträchtigt zumindest meine Fähigkeit auf Gottes Führung zu achten und zu warten. Also gingen wir ohne Organisation. Gleichzeitig machte Er uns auch klar, dass wir noch gar nicht wussten, was genau wir in Kroatien machen sollten. Wir sollten einfach umziehen und Ihm vertrauen, dass Er uns Schritt für Schritt leiten würde.
Diese Art von „Gehen im Glauben“ ist nicht neu. Georg Müller hat in der viktorianischen Ära, als elternlose Kinder oft in schreckliche Arbeitshäuser gesteckt wurden, in Bristol fünf große Waisenhäuser gebaut, in denen bis zu 2000 Kinder liebevolle Fürsorge, christliche Erziehung und eine solide Berufsausbildung erhielten – alle Finanzen dazu empfing Müller als Antwort auf Gebet ohne jemals einen Menschen um Unterstützung zu bitten. Andere Männer und Frauen Gottes machten die gleiche Erfahrung, dass Gott seine Kinder nie im Stich lässt und immer auf das Gebet im Glauben antwortet. (Sehr zu empfehlen ist sowohl die Biografie Georg Müllers, als auch z.B. das Glaubenszeugnis von Paul Washer auf YouTube: https://www.youtube.com/watch?v=r8OR61p-gbU)

Der Apostel Paulus schreibt:

„Sorgt euch um nichts; sondern in allem lasst durch Gebet und Flehen mit Danksagung eure Anliegen vor Gott kundwerden.“ (Philipper 4,6)

Dieser Vers beinhaltet zwei Befehle – 'Sorge dich nicht' und 'Bringe deine Anliegen VOR GOTT!' Es ist zwar nicht verboten, auch Menschen von ihnen zu erzählen, aber uns ist zuerst geboten, sie AN DEN VATER zu richten. Der Grund ist denkbar klar, wie auch Georg Müller es immer wieder ausdrückte: Wenn wir Ihn bitten, und Er antwortet, zeigt es allen, die davon mitbekommen auf handfeste Weise, dass Er lebt, auf Gebet antwortet und dass es sich lohnt sich völlig auf IHN zu verlassen (für die ewige Errettung genauso wie für die alltäglichen Anliegen). Wenn wir Menschen bitten, bekommen sie auch einen Teil der Anerkennung. Bitten wir nur den Vater, wird Er geehrt und der Glaube anderer gestärkt. Das ist auch unser Gebet für euch alle, die diesen Blogeintrag lesen!
Aus diesen Gründen sahen wir uns schon einige Zeit vor unserem Abschied aus Deutschland zu demgleichen Prinzip geführt, das wir durch Gottes Gnade auch bis heute eingehalten haben: Immer wollen wir unsere finanziellen Bedürfnisse im absoluten Vertrauen vor Gott bringen und niemals andere Menschen um Spenden bitten – es sei denn Er trägt es uns eindeutig auf. Auf Papier mag dieses Prinzip dem einen oder anderen vielleicht als eine Art stolze Unabhängigkeit vorkommen, doch für uns war dies eine sehr wichtige Entscheidung lange VOR den Glaubenstests, damit wir im Test standhalten und Gottes Güte überhaupt erleben konnten! Und was an Stolz vorhanden war, das wurde, denke ich, bald schon durch die Krise geläutert.

Wir hatten schon seit ein bis zwei Jahren gewusst, dass der Sommer 2020 vor Junias Einschulung der richtige Zeitpunkt sein würde um Deutschland zu verlassen. Am 20. März 2020 überreichten wir unseren Arbeitgebern die Kündigung zu Ende Juni und wir kündigten unseren Mietvertrag. Am selben Tag wurde der erste Corona-Lock-Down beschlossen und die Schulen blieben bei uns über sechs Wochen lang geschlossen. Meine Arbeit als Schuljugendreferent hatte sich über Nacht völlig verändert. Doch gleichzeitig setzte uns Gott frei nach Kroatien zu ziehen, wie Er es uns schon über 10 Jahre zuvor aufs Herz gelegt hatte. Am 13. Juni wurden wir während einer wundervollen, unvergesslichen Abschiedsfeier unter Gebet und Prophetie in das neue Abenteuer ausgesandt. Am 3. Juli verließen wir unseren Heimatort der letzten vier Jahre und nach zwei Wochen mit Besuchen bei Familie und Freunden erreichten wir Zagreb am 21. Juli.
Wohin jetzt? Wir nahmen einige Zeit um auf Gottes Führung zu hören und dabei wurde uns klar, dass wir alleine nicht bestehen konnten, sondern dass Gott irgendwo in Kroatien einen Platz in einer Hausgemeinde für uns vorbereitet hatte. Auf der Suche nach diesem Platz kamen wir am 21. August in die Gegend von Karlovac. Am Abend darauf besuchten wir zum ersten Mal ein Treffen unserer jetzigen Hausgemeinde, in einem Dorf vor Karlovac. Dort erwartete uns ein herzlicher Empfang, eine Menge ermutigender Zeugnisse, waches geistliches Leben, Ausübung der Geistesgaben und das tiefe Verlangen Menschen zu Nachfolgern von Jesus zu machen. Wir wussten innerhalb ein paar Stunden, dass wir angekommen waren. Der Herr hatte uns schnell an den richtigen Ort gebracht!
Und genau zur richtigen Zeit. Wir machten uns auf Wohnungssuche, was ein paar Wochen in Anspruch nahm. In der Zwischenzeit gab uns der Herr einen Schulplatz für Junia, denn am 7. September hatte sie ihren ersten Schultag. Es war genau die richtige Klasse, mit einer engagierten jungen Lehrerin einer beschützen kleinen Schule nur etwa 1 Kilometer von unserer späteren Wohnung entfernt, die wir erst am Freitag vor der Einschulung das erste Mal besichtigen konnten.
In der Zwischenzeit brauchten wir ein neues Quartier. Der wunderschöne Campingplatz am Fluss Mrežnica, auf dem wir 10 Tage gezeltet hatten, war nicht gerade der günstigste und außerdem kündigte sich eine nasse Kaltwetterfront an. Wir waren von Gemeinde, Freunden und Familie mit reichlichen Geschenken ausgesandt worden und auch durch die Rückzahlung unserer Neuseeland-Flugtickets und eine Auszahlung von Lunas übriggebliebenen Urlaubstagen gut ausgestattet. Doch wussten wir ja noch nicht, wie hoch Miete und Nebenkosten hier sein würden, was der Transport unserer Möbel kosten und wie genau Gott uns weiter versorgen würde. Daher waren wir sehr dankbar bei dem Ehepaar unterkommen zu dürfen, bei denen sich immer Samstags die Hausgemeinde traf. Sie nahmen uns von Herzen gerne auf, nur war anfangs noch nicht klar wie das mit ihren beiden aus dem Heim geretteten Hunden funktionieren würde, die sie noch nicht lange hatten und aus Angst jeden Fremden beharrlich anbellten. Wenn Bruno und Tanja morgens auf Arbeit waren, eilten wir mit den Kindern auf dem Arm schnell an ihrem im Treppenhaus abgetrennten Bereich vorbei. Mit der Zeit gewöhnten sie sich etwas an uns. :-)
Für den Transport unserer Möbel sorgte der Herr, indem er zwei Brüder aus der Gemeinde (Kristijan und Juraj) freisetzte mit mir für drei Tage nach Deutschland zu fahren: je einen Tag für Hin-und Rückfahrt und einen für das Ausräumen unserer gemieteten Bodenkammer und Einräumen des Iveco Transporters, in den alles inklusive der Fahrräder noch besser hineinpasste als ich zu hoffen gewagt hatte. Wir genossen sogar noch ein wenig gute Gemeinschaft mit den Helfern, Geschwistern und Lunas Mutter in Doberlug-Kirchhain und meinen Schwestern sowie Kristijans Bruder in Hartenstein und am 1. Oktober 2020 kamen wir gegen 18 Uhr bei unserer neuen Wohnung im "Neuen Zentrum" von Karlovac an (In den 1980ern war es einmal neu gewesen^^). Durch die vereinten Kräfte unserer neuen Familie schafften wir es innerhalb von zweieinhalb Stunden, alles die Treppen hoch in den 4. Stock zu tragen!
Das alles trug schon deutlich Gottes fürsorgliche Handschrift! Voller Dankbarkeit und mit gutem Mut richteten wir die Wohnung ein, gewöhnten uns an den Schulalltag, und suchten nach Wegen, mit denen wir dem Herrn hier dienen und sein Reich bauen konnten.

An dieser Stelle begann ein für mich persönlich schwieriger Lernprozess, durch den der Herr unser unbedingtes Vertrauen auf seine Güte und Führung testete und stärkte. Zwar durften wir hier und da in der Gemeinde eine Lehre übernehmen, im Heilungs- und Befreiungsdienst wachsen, in die Fürbitte für die Menschen dieser Stadt starten und Harry mit Kristijan und Juraj regelmäßig auf den Straßen evangelisieren und für Menschen beten, doch war das nicht der schnelle Durchbruch und Beginn einer Jüngerschaftsbewegung, für den wir gebetet hatten.
Mein Fokus lag völlig auf der „Königreichsarbeit“ und deshalb schaute ich mich nicht nach einer Arbeitsstelle um. Das wäre mit den damaligen Kroatischfähigkeiten auch sehr schwierig gewesen. In 1. Korinther 9,14 steht, dass „die, welche das Evangelium verkünden, vom Evangelium leben sollen“. Nur langsam merkte ich, dass Gott für mich zumindest zu dieser Zeit keinen so umfangreichen Dienst vorgesehen hat, dass man von einer vollen oder auch nur halben Arbeitsstelle reden könnte. Alle Nachfolger Jesu stehen im Dienst der Fürbitte, verbreiten die Gute Botschaft wo sie können und viele übernehmen auch Lehraufgaben in der Gemeinde, alles neben ihrem Berufs- und Familienleben. Ich wusste auch, dass Paulus trotz seiner sehr umfangreichen Jüngerschaftsarbeit an vielen Orten selbst für sich und sogar seine Begleiter gesorgt hat (vgl. Apg 20,34). Das Grundprinzip ist, dass wir etwas erarbeiten sollen um auch etwas abgegeben zu können (Eph 4,8), denn „Geben ist gesegneter als Nehmen“ (Apg 20,35). Doch konnte ich erst viel später erkennen, was mir der Herr dann im Sommer 2021 als Versprechen aus Psalm 128,2 gab: „Du wirst dich nähren von der Arbeit deiner Hände; wohl dir, du hast es gut!“ Gleichzeitig stimmen Luna und ich darin überein, dass diese Zeit ohne Arbeit und festes Einkommen für uns vom Vater so vorgesehen war. Schließlich hatte ich dem Herrn immer wieder gesagt, ich würde jede Arbeit machen, die er mir geben würde, ohne dass ich darauf eine Antwort bekommen hätte. Auch wollen wir diese Erfahrungen um kein Einkommen der Welt mehr missen! In anderen Worten: Es hätte leichter gehen können, doch so wie es war, war es das Beste für uns – und durch Gottes Gnade hoffen wir, dass unsere Geschichte auch eine Ermutigung zum Glauben für euch ist!
In meinen Tagebuch vermerkte ich am 18. Oktober, dass wir noch 1200€ auf dem Konto hatten, was mit 1:7,5 umgerecht 8000 Kuna ergibt. Heute wissen wir, dass wir davon hier gut einen Monat leben und alle Rechnungen bezahlen können. Nach Junias Geburtstag im November, wurden unsere Reserven immer dünner. Luna bewegte schon eine Weile der Gedanken, sich nach einer Arbeit umzuschauen und so schickte sie Ende des Monats einige Bewerbungen für Home-Office-Jobs ab. Am 24. November waren unsere Mittel so gut wie aufgebraucht. Eines Tages bewegte der Herr mein Herz einem stadtbekannten Bettler, mit dem ich mich ein wenig angefreundet hatte, die 4 Kuna zu geben, um die er mich bat. Am selben Tag erhielten wir unerwarteterweise 400€ Corona-Kinderbonus von der BRD auf unser deutsches Konto! Schon beim ersten Glaubenstest des Prinzips, allein auf Gottes Hilfe zu vertrauen und unsere Bedürfnisse Ihm allein vorzulegen, bewieß Er uns schon Seine Güte und Treue, schon bevor es wirklich dringlich geworden war.


Nach Lunas Geburtstag bekam ich den Eindruck, ich sollte 7-10 Tage fasten „für einen Durchbruch“ im Dienst. Tatsächlich ging es bei diesem Fasten um einen Durchbruch für mich persönlich durch meine Ungeduld mit Gottes Zeitplan, sowie mit mir selbst und mit meinen engsten Liebsten. Als ich am 17.12. das Fasten brach, hatten wir noch ca. 20€ in der Hand. Wir hatten noch keine Weihnachtspost geschrieben oder gepackt, kein Weihnachtsessen und nur ein paar kleine Geschenke gekauft. Mit Fichtenzweigen aus dem Wald hatte ich einen Adventskranz gebunden und die Wohnung war wie üblig schön geschmückt, auch mit unserer selbstgebastelten Weihnachtskrippe. Die Kinder freuten sich auf das Fest und wenn ich mich richtig erinnere, waren auch schon ein oder zwei der tollen Pakete aus Deutschland angekommen, die wir erhalten würden. Doch mussten Luna und ich abwarten, wie wir dieses Weihnachten wohl feiern würden. Diese Zeit diente auch dafür, zu überdenken ob und wie wir als Familie wirklich Weihnachten feiern möchten fernab von jahundertlangen, bzw. kurzen kapitalistischen, Traditionen und was wirklich wichtig ist. Den Baum hatten wir ja zB bereits vor nun drei Jahren mit der Krippe ersetzt. Dieses Jahr sind wir noch weiter von den Traditionen um Weihnachten weggerückt, aber das ist eine andere Geschichte.
Neben den leeren Taschen belasteten uns die offenen Rechnungen für November: Strom, Internet, Heizung, weitere Nebenkosten und die Miete, die wieder fällig war. Jeden Tag warfen wir unsere Sorgen auf den Herrn und lobten ihn bereits im Voraus für seine Versorgung – ob wir uns danach fühlten oder nicht. In meinem Tagebuch steht an diesem Tag: „Bin gespannt was Gott tut. Er hat unser Gebet schon erhört. Danke, Herr, für deine Versorgung! Ich weiß, dass sie schon gegeben ist und zur rechten Zeit ankommen wird.“
Am vierten Advent, dem 20.12. sind wir recht kurz entschlossen zum vorgezogenen Familienweihnachtsessen nach Zagreb gefahren. Die Fahrt kostet mit Automaut ca. 140kn (knapp 20€), und Gott hatte dafür vorgesorgt, denn Luna hatte am Abend zuvor ihre ersten Aquarell-Bibelvers-Leinwände in die Hausgemeinde mitgenommen und gleich alle verkauft, für zusammen 120kn. Der Besuch war besonders bedeutungsvoll, denn ab dem 21.12. war in Kroatien wieder Lock-Down angekündigt und ein Besuch in Zagreb ohne Sondergenehmigung für uns verboten. Außerdem hatte Lunas Oma 6 Tage zuvor einen Schlaganfall erlitten. Luna hatte zuvor den starken Drang gespürt für ihre Oma zu beten und wir glauben, dass der Anfall deshalb so glimpflich abgelaufen ist, eigentlich ein Wunder in sich! Trotz 90% Artierienverstopfung auf der linken und 70% auf der rechten kam sie drei Tage später schon wieder nach Hause – und nahm am Tag darauf schon wieder die Gardinen ab zum Waschen und hing sie anschließend wieder auf. Sie hatte ein paar kleinere Probleme mit der rechten Hand, doch verlor sie keine motorischen oder kognitiven Fähigkeiten. Ein Sieg im Gebet im Herrn, Hallelujah! Die gemeinsame Zeit mit ihr und der weiteren Familie war dementsprechend bedeutungsvoll und wirklich schön. Dadurch sind wir auch viel näher zusammengewachsen.
Am Morgen hatte mir Luna gesagt, sie habe zweimal von Gott die Zahl 5000 gehört. Das war uns eine große Ermutigung und ein Zeichen, dass seine Versorgung bald zu uns durchbrechen würde. Und wirklich! Am 21.12. erhielten wir 400€ von Freunden und Familie, sowie weitere 200€ Kinderbonus auf unser Konto! Wir tanzten und priesen den Herrn für sein Erbarmen und seine Treue! Er kommt nie zu spät und er hält seine Versprechen: Diese 600€ zusammen noch mit 500 Kuna von Geschenkkarten zu Lunas Geburtstag und zu Weihnachten ergaben zusammen 5000 Kuna. Preist den Herrn für seine Treue!

Doch wie genau sollten wir Gottes Segen „einteilen“? Einen großen Teil nahmen wir um offene Rechnungen zu bezahlen, doch für die Miete reichte es nicht. Einen anderen Teil gaben wir weg, denn das machen wir in der Regel so und erleben dabei, dass Gott gerne noch mehr Segen ausschüttet, wenn wir von Herzen gerne anderen oder seinem Werk weitergeben. (In Sprüche 3,9-10 steht z.B.: „Ehre den HERRN mit deinem Besitz und mit den Erstlingen all deines Einkommens, so werden sich deine Scheunen mit Überfluss füllen und deine Keltern von Most überlaufen.“). Mit dem Rest kauften wir, was wir für die Festtage brauchten und schickten noch hastig ein paar Weihnachtsbriefe nach Deutschland. (Letzteres ist eine weitere dieser Traditionen, von denen wir uns inzwischen nicht mehr länger versklaven lassen wollen.)
Ich muss sagen, dass ich persönlich nach dem Druck dieser schwierigen Zeit „Weihnachten“ nicht richtig genießen konnte. Einerseits war ich erschöpft, weil ich am 22. und 23.12. noch schnell unseren digitalen Weihnachtsbrief fertig machen wollte, während Luna weitere Bibelvers-Bilder malte. Andererseits hatten wir am 25.12. bei einem Weihnachtsessen mit Freunden unserer Hausgemeinschaft ein eher ernüchterndes Erlebnis. Infolgedessen reagierte ich auf meine Erschöpfung damit, dass ich versuchte mich auf seelische Weise an den vielen Süßigkeiten aus den Weihnachtspaketen und am Spielen und Entspannen mit der Familie zu freuen. Das konnte ich damals aber noch nicht erkennen. Heute wüsste ich besser (hoffe ich zumindest), dass ich in geistlicher Autorität und Freude leben darf, egal was ich habe oder nicht, oder was um mich herum passiert, und dann seelische Freuden nicht dafür gemacht sind mich zu erfüllen.
Jedenfalls hatten wir am 29.12. nur 15kn im Portmonee. Essen hatten wir fürs Erste genug zu Hause und Gottes Versorgung gerade erst erlebt, so dass wir uns sicher waren, er würde rechtzeitig mehr schicken. Inzwischen wurde Luna krank mit Corona und war 3 Tage sehr schwach. Danach fehlten sowohl bei ihr als auch bei mir der Geschmacks, bzw. Geruchssinn. Außerdem hatten am 28. und 29. Dezember nur 1h entfernt die beiden Erdbeben von 5,2 und 6,3 uns und halb Kroatien erschüttert, was zwar den verhängten Lock-Down zu Ende, aber dafür eine Stimmung der Angst und Unsicherheit mit sich brachte, gegen die wir geistlich ankämpfen mussten.
In den ersten Januartagen meinte ich zu hören, dass unsere Versorgung am Montag, dem 4.1. kommen würde. Stattdessen war an diesem Tag unser deutsches Konto wegen der abgezogenen Kfz-Versicherung auf -190€ gerutscht. „Danke Herr für diesen Glaubenstest.“ Als Zeichen von Gottes Güte bekamen wir bei einem Spaziergang mit den Kindern aus dem Nichts eine große 400g Milka-Tafel geschenkt und außerdem kam noch ein Weihnchtspäckchen an. Am Mittwoch war der Versicherungsbetrag wieder unserem Konto gutgeschrieben, denn vor einiger Zeit schon hatten wir jeglichen Dispotkredit auf Kontos und Karten abgeschafft, um, so viel an uns lag, nicht in Schulden zu geraten. In diesem Fall bedeutete dies, dass uns wieder 30€ zur Verfügung standen, mit denen wir fürs erste Einkaufen konnten. Doch die Rechnungen vom Dezember würden ja bald im Briefkasten liegen, die Miete war nun gleich für zwei Monate fällig und natürlich würden wir den Versicherungsbeitrag nachzahlen müssen. Unser Glaube wurde weiter getestet und unsere Stimmung war teilweise gedrückt.


Die ganze Zeit über wusste niemand um uns herum etwas von unseren Bedürfnissen. Ich bin mir sicher, dass sowohl unsere Hausgemeinde, als auch unsere Familie in Kroatien und Familie und Freunde in Deutschland sofort ausgeholfen hätten, wenn wir auch nur etwas angedeutet hätten. Doch wir wussten, dass es an der Zeit war im Vertrauen auf den Herrn weiter auszuharren und nichts zu sagen – weder davon, wie er uns bis jetzt versorgt hatte, noch davon wie es aktuell um uns stand. Schließlich sind wir überzeugt, dass Er lebt und weiß was wir brauchen, noch bevor wir ihn bitten (Matthäus 6,8). Wenn Er uns etwas durch andere geben möchte, kann Er es ihnen aufs Herz legen. Warum sollten wir uns versuchen lassen und in eigener Kraft für uns sorgen, während wir doch bekennen, dass Er unser guter Hirte ist und es uns an nichts mangelt?
Tagebucheintrag am Sonntag, den 10. Januar: „Intensives Gebet heute Vormittag mit Luna. Sollen wir Arbeit suchen? Einzige klare Antwort: Vertieft euch ins Gebet!“ Am selben Tag erhielten wir von einem Freund die Anfrage, ob wir am Freitag, den 15. Januar, ihn und eine junge Familie, bei denen er sich aufhält, besuchen kommen möchten, ca. 1h Autofahrt entfernt. Wir prüften es vor dem Herrn, die Türen für den Besuch öffneten sich, aber wir hatten kaum noch Benzin im Tank.
11. Januar: „Tolle, kräftige Gebetszeit mit Luna und gemeinsamen Abendmahl. Dann: Anruf und morgen hat Luna ein Jobinterview.“ Es war die Antwort auf eine der Bewerbungen von Ende November, bei der kroatischen Firma Qexperience, die für westeuropäische Firmen den Kundenservice z.B. auf Deutsch, Englisch und anderen Sprachen abwickelt. Schon beim Schreiben der Bewerbung hatte Luna ein gutes Gefühl und auch jetzt spürten wir beide Gottes Frieden bei der Sache. Das Gespräch verlief sehr gut und am Freitag erhielt Luna die endgültige Zusage: Ab dem 20.1. würde sie von zu Hause Montags bis Freitags 8 Stunden in abwechselnd Früh- oder Spätschicht im Auftrag eines deutschen Finanzdienstleisters arbeiten, gemeinsam mit noch einem halben Dutzend Kroaten, die alle perfekt Deutsch sprechen, und dazu noch einer Deutschen, die hierher ausgewandert ist. Preist den Herrn, der uns immer zur rechten Zeit die Türen öffnet und uns auf seinen Wegen leitet!
Doch noch wussten wir weder, wann genau Luna jeweils ihren Lohn bekommen würde, noch wie wir mit nur einem kroatischen Gehalt alle Ausgaben decken sollten, obgleich Lunas Einkommen etwas über dem kroatischen Durchschnitt liegt. Das Lohnniveau ist hier ernüchternd niedrig und viele Arbeiter werden stark ausgenutzt. Am 12. Januar fragte unsere Vermieterin nach den nächsten paar Monatsmieten. Gott schenkte uns Gunst bei ihr und sie gab uns extra Zeit um diese zu bezahlen. Im Tagebuch habe ich vermerkt, dass wir noch 8€ hatten und dazu offene Rechnungen. „Danke, dass wir heute und morgen genug zu essen haben.“ Ich begann, die deutsche Steuererklärung für 2020 auszufüllen, denn weil wir da nur ein halbes Jahr Einkünfte hatten, rechnete ich mit der Rückzahlung der gesamten Lohnsteuer, etwa 1300€ wie ich meinte.
Am 13. Januar bekam ich im Gebet eine Vision von einem riesigen Stausee, so groß, dass man die Ufer links und rechts und am Horizont nicht erkennen konnte. Unterhalb der Staumauer sprudelte ein kleiner Fluss beständig hervor. Ich fragte den Herrn nach der Deutung und Er zeigte mir, dass der See ein Bild für Seine Fülle ist, die Er uns hervorsprudeln lässt. Wir bräuchten in unserem kleinen Fluss keine Staubecken aus Schlamm und Steinen zu bauen, sondern sollen einfach fließen lassen, was Er uns gibt.
Nun war es so, dass wir seit dem vorigen Sommer immer wieder Geld für die Kinder geschenkt bekommen hatten. Mit einem Teil hatten wir einige Dinge für sie gekauft, doch das Meiste bewahrten sie in einer kleinen Spardose auf. Bis jetzt hatten wir uns nicht erlaubt zu denken, dass wir davon etwas für unsere täglichen Bedürfnisse nehmen sollten, denn es war uns schließlich für die Kinder gegeben worden (wobei wir ja ständig Geld für die Bedürfnisse der Kinder ausgaben). In dieser Woche zeigte mir der Herr langsam, dass diese Spardose, die v.a. Junia auch wichtig geworden war (weil sie für ihr Pony sparen möchte), ein kleiner Staudamm aus Schlamm geworden war, der nicht dem Vertrauen auf Gott entsprach. Wir selber lebten von Tag zu Tag im Vertrauen auf den guten Vater, warum wollte ich meinen Kindern etwas anderes beibringen? (Das soll nun nicht heißen, dass Sparen in jedem Fall Unvertrauen ist, natürlich nicht, oft ist das nötig und weise. Nur in unserer Situation zeigte uns der Herr, dass es Unvertrauen und falsches Festhalten war.)
Ich fing an mit Junia über dieses Ersparte zu reden und ihr zu erklären, dass wir uns für alle unsere Bedürfnisse und auch Wünsche auf den Herrn verlassen wollten. Am Freitag war sie bereit einen Teil davon loszulassen und damit konnten wir tanken, die besagte Familie besuchen und ihnen etwas von Jesus erzählen. Am Montag gab Junia ihr ganzes Erspartes in Gottes Hand (Amos auch) und wir entschieden davon einkaufen zu gehen und die Vorräte aufzufüllen. Am selben Tag schickte uns Gott durch einen kroatischen Freund 80€ und aus Deutschland kamen in den nächsten Tagen 300€. Zwar blieben die meisten kroatischen Rechnungen noch offen, doch hatten wir genug zu essen und unsere Wohnung war warm. Wieder hatte unser Vater uns zu seiner Zeit gegeben, was wir nötig hatten. Preist den Herrn, denn Er ist gütig und Seine Gnade währt ewiglich!


Am Sonntag, dem 7. Februar, waren wieder nur noch 100kn übrig und unser Auto wurde durstig (Meistens brauchten wir nicht viel zu fahren, nur Samstag zur Gemeinde in den Vorort und Junia morgens zur Schule. Bei schönen Wetter holte ich sie mit Amos zu Fuß ab.) Die Rechnungen und Mieten lagen uns auf dem Gewissen. Am Mittwoch brachte ich Junia zu Freundinnen zum Spielen und ging selbst einige Stunden im Wald spazieren. Ich rang mit dem Herrn und brachte mich zurück in die Dankbarkeit. Laut lobte ich ihn für seine Güte und treue Versorgung. Tatsächlich erhielten wir an diesem Nachmittag Lunas Gehalt für die ersten 10 Tage im Januar, knapp 2200 Kuna, mit denen wir zunächst wieder versorgt waren und 2 Rechnungen begleichen konnten.
Doch noch eindrücklicher war für mich der weitere Verlauf meines Waldspaziergangs. Es hatte viel geregnet und der Wald war nass und einmal sank ich mit meinen Wanderstiefeln bis über die Knöchel in Schlamm ein. Ich hatte eine etwas weitere, mir noch unbekannte Route gewählt und der letzte Weg zurück zur Straße war nicht mehr vorhanden, denn dort war der Wald gerodet worden und überall lagen Bäume kreuz und quer. Es wurde schon dunkel und fing an zu regnen. Ob ich wollte oder nicht, musste ich zurück und einen weiteren Umweg an mir unbekannten Straßen entlang laufen. Meiner Schätzung nach würde ich erst eine halbe bis ganze Stunde später als abgemacht Junia abholen können; mangels Bargeld hatte ich mein Handyguthaben nicht aufgeladen, so dass ich auch niemanden anrufen konnte. Es regnete stärker. Ich hoffte, vielleicht per Anhalter mitgenommen werden zu können um schnell zu meinem Auto zu kommen, doch niemand hielt an. Innerlich wusste ich irgendwie, dass mein Vater die Autos alle vorbeifahren ließ. Ich fragte Ihn warum und hörte Ihn (innerlich) antworten: „Gehe in dieser deiner Kraft.“ (Richter 6,14)
Eigentlich wusste ich sofort, dass dieses Wort sich auf unsere Finanzen bezog, doch ich konnte es damals noch nicht glauben. Wie sollten wir mit unserem kleinen Einkommen die offenen Rechnungen begleichen und noch genug zu leben haben, ohne dass Gott uns Geld woanders schickte? Doch die Stimme war sehr klar gewesen; das hatte ich mir nicht eingebildet. Ich begann, abwechselnd die Straße entlang zu joggen und zu laufen und tatsächlich kam ich schnell vorwärts und konnte Junia mit nur 10 Minuten Verspätung abholen! Dieses Erlebnis ist mir zum Bildnis für diese gesamte Zeit der Glaubenstests geworden und dient mir als Bestätigung, nicht auf Menschenhilfe zu schauen (Anhalter), sondern allein auf den Herrn.


Nun war es Mitte Februar und wir hatten vor Lunas erstem vollen Gehalt am 10. März kein Einkommen zu erwarten. Luna bekam den Impuls eine Woche lang zu fasten und am 24. Februar hatte sie den Eindruck, wir sollten beim Finanzamt in Deutschland nachfragen, ob unsere Steuererklärung, die ich noch im Januar abgeschickt hatte, angekommen sei. Dieser Eindruck kam vom Herrn, denn als ich anrief, hatten sie nichts erhalten (was sie aber auch erst seit dem 17.2. mit Sicherheit sagen konnten). Also stellten wir alles noch einmal zusammen und schickten es dieses Mal per Einschreiben ab. Aus Deutschland kamen 200€, die wir dankbar annahmen und auf Autoversicherung, Spenden und Nahrungsmittel aufteilten.
In dieser Zeit nach ihrem Fasten hatte Luna ein Erlebnis, bei dem sie in einer Vision mit einem Dämon der Armut oder des Mangels konfrontiert wurde. Er begegnete ihr bei uns in der Küche und sah so grässlich wie Golom aus „Herr der Ringe“, spargeldünn und mit riesigen Bettleraugen voller Selbstmitleid. Sie trieb diesen Dämon und dann auch jeden schlechten Umgang mit Geld aus bzw. tat Buße dafür. Manchmal braucht es Durststrecken und Krisen, bevor wir uns eingestehen können, von welchen schlechten Gewohnheiten und sogar unreinen Geistern uns der Herr befreien will!
Am 28. Februar entschied ich mich durch den Impuls einiger Predigten, bei jeder Mahlzeit einen Bibelvers des Glaubens zu proklamieren (wer Interesse an dieser Übung hat, ich wählte: Ps 103,1-5; Ps 107,20; Jes 40,31; Jes 43,1-3; Jes 53,4-5; Jes 60,22; Mk 9,23; Mk 11,22-24; Joh 14,12-14; Joh 15,4-5; Joh 19,30; Röm 8,31-32; 2.Kor 1,20; Eph 1,3; Epf 3,20-21; Hebr 11,1; 2.Pet 1,3; 1.Joh 5,14-15). Dadurch konnte ich viel besser auf den Herrn und seine Güte fokussiert bleiben und alle Dinge von Ihm erwarten.
Kurz vor Lunas erstem vollen Lohn wollten wir als ganze Gemeinde nach Zagreb fahren um den Abschluss einer 6 monatelangen Bibelschule mitzufeiern, an der zwei unserer Schwestern teilgenommen hatten. Wir wollten auch mit, hatten aber kaum noch Benzin und kein Geld mehr. Doch am Abend vorher bekam Luna 100 Kuna für zwei ihrer Bilder! In Zagreb besuchten wir auch Lunas Familie, die uns weitere 100 Kuna zum „Eiskaufen“ gaben. Tatsächlich kaufte ich in der folgenden Woche mit den Kindern Eis, mitten im Winter. Es stimmt wirklich, dass es uns niemals an etwas gemangelt hat – der Herr ist ein treuer Hirte!


Doch neben der finanziellen Schwierigkeiten war ich auch immer wieder unzufrieden mit dem „Stand“ unserer Berufung. Ich hatte zwar bereits akzeptiert, dass ich nun v.a. für die Kinder und die täglichen Aufgaben zu Hause sorgen sollte, doch wollte ich ja auch Menschen zu Jüngern machen und sehen wie eine Jüngerschaftsbewegung ensteht! Im Dezember hatte Gott zu mir über Geduld gesprochen, diese Lektion musste ich weiter einüben. Gleichzeitig ermutigte Er mich in Seiner Gnade regelmäßig durch Bibelverse, bei denen ich merkte, dass sie direkt für mich gemeint waren und durch Eindrücke und prophetische Bilder, manchmal direkt an mich, manchmal auch durch meine Frau oder eine Schwester in der Gemeinde.
Immer waren es Ermutigungen zu vertrauen, z.B.: „Ich bereite deinen Weg; diesen Weg gehe! Suche keine Abkürzungen, es sind nur anstrengende Sackgassen! Bleibe in mir und meiner Ruhe und lasse die Frucht meine Sorge sein!“ Luna hatte einmal dieses Wort für mich: „Du bist das Rückgrat der Familie. Das, was du jetzt gerade and Zeit und Aufmerksamkeit den Kindern und Luna geben darst, das wird viel Frucht bringen im Königreich. Es ist kostbar und unbezahlbar.“


Als Gemeinde hatten wir uns vorgenommen, um Ostern herum einige arme Familien zu besuchen und zu beschenken, zu denen wir über das Sozialamt Kontakt bekommen hatten. So machten wir am 18. und 24. März zusammen mit einem Bruder Besuche bei zwei mittellosen Familien auf dem Dorf, die von einer mickrigen Sozialhilfe leben. Wir brachten ihnen große Versorgungspakete, die aus der Gemeindekasse bezahlt wurden, erzählten ihnen das Evangelium, sangen ein paar Lieder und beteten für sie. Es war ein eigenartiges Gefühl, selbst nur wenig Essen zu Hause zu haben, aber von diesen Menschen als „reich“ betrachtet zu werden. Doch tatsächlich ist es ja auch so: Unser Vater ist die reichste Person der Welt! Aber es ist auch ernüchternd im Rückblick zu sehen, wie die tägliche Sorge um das Überleben diesen Familien den Blick auf die Ewigkeit und Gottes Angebot von ewigen Leben verstellt, denn bei weiteren Kontakten wurde uns deutlich, dass diese Armen eigentlich nur unsere weltlichen Güter, sich aber (noch) nicht vor Gott demütigen und seine Gnade suchen wollten. Als Gemeinde haben wir aber erkannt, dass unsere Aufgabe nicht ist, alle Armen, die uns begegnen, zu versorgen, sondern v.a. das Evangelium auszubreiten und bei denen zu bleiben, die gerne Jesus nachfolgen wollen. Deshalb haben wir mit diesen Besuchen vorerst aufgehört, bis der Herr uns hier weiter leiten wird.


In der Nacht zum 21.3. hatte Luna einen Traum, in dem sie hörte: „Alle unsere Rechnungen sind bezahlt!“ Am 28.3. notierte ich: „Ich erwarte im Glauben Versorgung in den nächsten Tagen und dass wir in einer Woche zu Ostern Lunas Familie in Zagreb besuchen können.“ Luna sagte daraufhin ihrer Oma im Glauben zu, ohne zu wissen, ob wir überhaupt Geld für ausreichend Benzin haben würden. Am Dienstag, dem 30. März, fragte ich mit unserem letzten Skype-Guthaben beim Finanzamt nach, ob unsere Steuererklärung dieses Mal angekommen sei. Ja, sie wäre da und wir sie würde so ca. Ende April bearbeitet werden. Ende April! Können Rechnungen und Mieten denn so lange unbezahlt bleiben?! Ich notierte: „Gott will sich anders verherrlichen! Wir loben und preisen dich dafür, Jesus! Danke, dass du das Unmögliche tust und an uns arbeitest nach deinem Wohlgefallen!“ Ich nahm mir vor, wieder zu fasten, bis Seine Versorgung durchbrechen würde, obwohl ich seit einigen Monaten vermehrt Probleme mit Muskelkrämpfen in den Beinen hatte. „Ich spüre sofort nach dem Entschluss zu Fasten innere Ruhe und Fokus auf IHN, egal was um mich geschieht. Vorher war mein Fokus stark auf der erwarteten Versorgung gewesen.“
Tagebucheintrag am Mittwoch, den 31. März: „!!! VERSORGUNG !!! Das Finanzamt hat heute über 1600€ überwiesen, obwohl sie gestern am Telefon noch sagten, dass es Ende April sein würde! Sie haben mehr Lohnsteuer zurückgezahlt, als ich überhaupt wusste, dass uns abgezogen worden war! Danke, Herr, für diese übergroße Gnade; danke, dass du uns erst Glauben gabst und dann uns dem Glauben gemäß gibst! Danke für deine Gnade!“
Das war ein echter Durchbruch! Nach vier Monaten konnten wir tatsächlich wieder  alle unsere Rechnungen und offenen Mietzahlungen begleichen und hatten noch genug zum Leben. Wir fühlten uns leicht wie Watte – unser Vater hatte uns seine Treue auf wunderbare Weise unter Beweis gestellt. Immer wieder hat er uns in dieser Zeit so ermutigt durch Bibelverse, persönliche Worte, Zeugnisse und Lieder. DAS ist JEHOVAH JIREH – ein Gott der versorgt!!! Dieser Name Gottes kommt in Genesis 22 vor – als Gott Abraham aufgrtragen hatte, seinen Sohn Isaak zu opfern, doch dann für einen Widder als Opfertier sorgte, anstatt des Jungens. Wir wollen oft Abkürzungen nehmen, die uns den Weg leichter machen, aber gleichzeitig die Helden und stark im Glauben sein. Aber das geht nicht ohne Opfer. Man kann den Berggipfel nicht erreichen ohne vorher einen anstrengenden, steilen Wanderweg hochgelaufen zu sein. Doch kann man: mit einem Helikopter. Doch gerade solche Abkürzungen verlängern dann unseren eigentlichen Wachtumsprozess (denn deine Musklen wachsen nicht, während du im Helikopter sitzt). Genauso wie Muskeln trainiert werden, müssen wir uns Herausfoerdungen stellen, die unseren Glauben und unser Vertrauen auf Gott trainieren!
Das folgende Lied hat mich (Luna) kurz vor dem Durchbruch total berührt, ermutigt und ich begann es als Proklamation zu singen. Das war mein persönlicher Durchbruch mit Gott, da ich von da an voll war mit Freude und Vertrauen weil ich nun wirklich GLAUBTE, dass Gott tatsächlich ein liebender Versorgerpapa ist- und nicht nur glaubte, dass ich glaubte. Den Text findet ihr übersetzt ganz unten.
https://www.youtube.com/watch?v=Yjey4J2b5Rs

Nun mussten wir natürlich auch weiter sehr sparsam mit unseren Finanzen umgehen, obwohl wir immer wieder erlebten, dass Gott für alles vorsorgt und wir, das, was er uns anvertraut, nicht mit harten Händen festhalten müssen. Einmal im April fuhren wir wieder zu einer der armen Familien aufs Dorf und brachten ihnen einige Lebensmittel mit, denn sie sagten am Telefon, dass sie wieder nichts mehr hätten. Gleichzeitig hatten wir gerade noch knapp 300kn für uns, die noch 3 Wochen reichen mussten. Doch dann sandte der Herr uns wieder 100€ aus Deutschland!
Im späten Frühjahr erlebten wir noch eine ganz besondere Zeit der Versorgung. Für Ende Mai bis Anfang Juni hatten sich zwei liebe Freundinnen aus Deutschland zu Besuch angekündigt. Eine von ihnen kam mit ihren Kindern bei uns unter, die andere bei Freunden in einer kleinen extra Wohnung in der Nähe. Wir freuten uns schon im voraus sehr auf diese Zeit, denn wir merkten, dass Gott etwas besonders an ihnen und uns tun wollte.
Als sie ankamen, hatten wir zwar viele Lebensmittel eingekauft, doch nur noch 60kn in der Tasche! Gemäß unseres Grundsatzes hatten wir natürlich nichts von unseren Verhältnissen angedeutet. Aber wie beherbergt man Gäste für 2-3 Wochen mit weniger als 10€? - Bei Gott ist nichts unmöglich!
Tatsächlich kauften dann unsere lieben Gästen die ganze Zeit über ein. Außerdem hatten sie Brotaufstriche und sonstige Dinge mitgebracht. Wir backten reichlich Brot von der großen Mehllieferung, die wir schon vor einer Weile bestellten hatten und kochten Bohnen, Nudeln, Kartoffeln und so weiter. Niemand musste hungern - ganz im Gegenteil - und gegen Ende feierten wir sogar noch Amos' Geburtstag gemeinsam, bevor sie weiterfuhren. Es war eine ganze wunderbare, gesegnete Zeit der Gemeinschaft - Ihr Lieben, bitte kommt bald wieder! :-)
Am letzten Tag ihres Besuches merkte ich, dass wir in unserem zweiten Portemainaie noch einen 20€-Schein hatten, und am selben Tag hatten wir weitere 20€ aus Deutschland bekommen! Gottes Versorgung hatte die ganze Zeit schon bereitgestanden, während er uns noch im täglichen Vertrauen auf Ihn trainierte.
Samstag, den 4. Juli, nach unserem Gemeindetreffen, schrieb ich in mein Tagebuch: „Beim Lied ‚Dubine‘ (engl. Oceans) musste ich weinen und sträubte mich gegen „noch mehr“ Laufen über die tiefen Tiefen, v.a. wenn ich an unsere Finanzen denke und an die (vom 3. Quartal noch nicht bezahlte) Autoversicherung… Ich rang und ringe mich dazu durch dem Herrn Erlaubnis zu geben mit uns weiter und tiefer durch Glaubenstests zu gehen. Solange Du unsere Hand hälst und uns hilfst auf dem Wasser zu bleiben! Was für ein Privileg und unverdiente Würde, dass wir übernatürlich auf dem Wasser laufen dürfen. Das wäre nicht möglich, wenn wir ständig alles gleich bekämen, um was wir bitten.“

Ab Ende Juli hatte Luna zwei Wochen Urlaub und wir fuhren für eine Woche zur persönlichen geistlichen Erneuerung zum kroatischen Gebetshaus in Slavonski Brod und für eine Woche danach mit Lunas Oma und Mama zu Familienhäuschen und Weinberg im Zagorje auf dem Land. Auch für diese Zeit hatten wir menschlich gesehen nicht genug Geld zur Verfügung. Sorgfältig legten wir für Benzin und Automaut zur Seite, was nötig war und teilten uns den Rest ein so gut wir konnten. Dabei merkte ich im Nachhinein, dass ich mich verrechnet hatte und wir noch weniger zur Verfügung hatten, als gedacht. Doch am letzten Tag im Gebetshaus erhielten wir unverhofft ein 600kn-Geschenk und hatten auf diese Weise genug Geld um auf dem Weg Roggenmehl für die nächsten Monate des Brotbackens zu kaufen (denn unterwegs kamen wir an der Mühle vorbei) und die Kinder mit Oma einmal in die Therme zu schicken um selbst einen Tag als Paar auf dem Slijeme-Berg zwischen Zagreb und dem Zagorje zu verbringen. Als am 10. August Lunas Gehalt ausgezahlt wurde, waren wir wieder in Karlovac.
Die darauffolgende Woche verbrachten wir noch mit Lunas Papa in seinem Häuschen bei Rijeka, nur 15 Minuten von der Adria entfernt. Luna nahm ihren Laptop mit und arbeitete einfach von dort aus. Natürlich waren wir jeden Tag baden; bei Temperaturen zwischen 33 und 40°C kann man auch kaum etwas anderes machen. Nachdem wir in der Woche zuvor bereits kiloweise wilde Brombeeren gesammelt und in Marmelade verwandelt hatten, konnten wir nun von Opa Igors altem Feigenbaum jeden Tag 1-2kg reife Feigen pflücken und viele Gläser Feigen-Schoko-Chili-Marmelade einkochen. Der Herr hatte uns 3 Wochen wunderbaren Urlaub geschenkt - es mangelte uns wirklich an nichts!

Schon vor dem Urlaub hatte ich begonnen, Bewerbungen zu schreiben. Innerlich wusste ich, dass es nun auch für mich Zeit war, wenigstens teilzeit arbeiten zu gehen. Die Kinder haben sich gut an unsere neue Heimat und den Schulalltag gewöhnt, spielen oft sehr schön miteinander und können auch stundenweise alleine bei Luna zu Hause sein, wenn sie arbeitet. Außerdem waren meine Kroatischkenntnisse inzwischen so weit, dass ich mich so gut wie überall ohne Übersetzer verständigen konnte. Aber was arbeitet man als Naturführer, Erlebnispädagoge und ehemaliger Schuljugendreferent in Kroatien? Die staatlichen Schulen kamen nicht in Frage – sowohl wegen meiner Ausbildung als auch wegen meines dafür doch unzureichendem Kroatischen Wortschatzes.
So begann eine längere Arbeitssuche mit nicht absehbarem Ausgang. Zunächst bewarb ich mich bei den vier örtlichen Sprachschulen und einer privaten Volkshochschule als Deutsch- und Englischlehrer. Ich wurde zu zwei Vorstellungsgesprächen eingeladen und dabei wurde mir klar, dass ich bei 50kn Stundenlohn und eins, zwei oder vielleicht 3 Kursen pro Woche nicht ausreichend für unsere Familie dazuverdienen konnte. Also beschäftigte ich mich mit Selbstständigkeit in Kroatien und der Möglichkeit, über das Internet Sprachunterricht und Nachhilfe auch in Deutschland anzubieten. Doch meine Bemühungen in diese Richtungen fanden wenig Nachfrage. Als nächstes erweiterte ich mein „Angebot“ um Reinigungs- und Instandhaltungsarbeiten in Haus und Garten und war dabei, eine entsprechende Firma anzumelden und Werbematerial vorzubereiten, als mir Gott auch diese Tür wieder schloss.
Dafür öffneten sich zwei weitere Türen: Einerseits hörte ich über Bekannte von einer Frau, die dabei war in Karlovac einen Waldkindergarten zu eröffnen, ein für Kroaten völlig unbekanntes Konzept. Ich meldete mich bei ihr und wir hatten von Anfang an einen guten Draht zueinander und, wie es mir scheint, ähnliche Meinungen und Ideen zu Kinderbetreuung und -entwicklung. Natürlich teile ich ihre Liebe zum Wald und bringe einige Fähigkeiten und Kenntnisse mit, die für das kleine Unternehmen nützlich sein können, auch wenn ich keine berufliche Erziehererfahrung mit Kleinkindern habe, außer natürlich die Erfahrungen mit den eigenen Kindern als Papa. Außerdem kam diese Frau mit zwei Freundinnen einmal mit in unsere Hausgemeinde und zeigte sich somit auch geistlich offen. Schließlich mietete sie für den Kindergarten genau das Haus am Waldrand, in dem unsere Gemeinde schon zwei Mal ein Wochenendseminar abgehalten. All das fühlte sich wie Gottes Führung an, die Er ja oft mehrmals bestätigt. Allerdings war zunächst noch nicht klar, wann genügend Kinder angemeldet sein würden, so dass sie mich auch einstellen könnte. Ein paar Monate später unterhielten wir uns wieder und es stellte sich heraus, dass sie nun doch einen Vollzeitmitarbeiter mit Erzieherqualifikation suchte. Ich möchte aber zur Zeit weder nochmal zur Schule gehen noch wollen Luna und ich beide Vollzeit arbeiten.
Am selben Tag abends telefonierte ich mit einer Firma in Zagreb, die für die hiesigen modernen Essenslieferdienste Lieferanten anstellt und ausrüstet. „Glovo“ heißt der Dienst, den es in Karlovac gibt, so ähnlich wie Lieferando in Deutschland. Noch am Ende derselben Woche, am 1. Oktober, konnte ich damit beginnen, täglich ein paar Stunden mit dem Auto Essenslieferungen von lokalen Restaurants zu den Kunden zu fahren. Bezahlt werde ich pro Bestellung und gefahrenen Kilometer. Manchmal gibt es mehr und manchmal weniger zu tun, doch insgesamt kommt schon einiges zusammen und Gott hat uns in den letzten 2 Monaten durch diese Arbeit sehr gesegnet. Der größte Vorteil für uns ist, dass ich nahezu frei aussuchen kann, welche Stunden ich arbeiten möchte, so dass ich nach wie vor Junia zur Schule bringen und von dort abholen kann, bei unseren Gemeindetreffen sein kann und auch die Kinder nicht zu lange ohne einen von uns auskommen müssen.


Bald schon machte ich noch weitere Erfahrungen in der Arbeitswelt. In der ersten Novemberwoche ereignete es sich, dass ich auf ein Plakat „Fahrer gesucht“ hin bei einer „OPG“ (landwirtschaftlichen Familienbetrieb) anrief, die in Karlovac drei Verkaufsstände für Obst und Gemüse betreibt. Noch am selben Tag traf ich mich abends mit dem Chef und wir vereinbarten, dass ich gleich ab dem nächsten Tag morgens früh die Mandarinenkisten und sonstige Waren zu den Ständern fahren und sie abends wieder einsammeln sollte. Außerdem würde wohl manchmal auch tagsüber etwas gebraucht werden. Der vorerst vereinbarte Tageslohn von 150kn schien mir für drei Stunden nach kroatischen Verhältnissen fair und so wollte ich es ausprobieren, zumal ich gerade morgens für Glovo noch nicht fahren konnte und dort ja auch keine Aufträge garantiert hatte.
Allerdings stellte sich innerhalb weniger Tage heraus, das die Firma ein ziemliches Chaos war und meine Vorgesetzte erwartete, dass ich fast ständig zur Verfügung stand. Aus drei Stunden waren vier Stunden anstrengender Arbeit geworden, wenn alles gut lief, und zusätzlich war ich in jener Woche jeden Tag 2-3 Stunden im Einsatz. Dazu kam noch die Belastung von einer chaotischen Arbeitsstelle ohne jegliche Wertschätzung. Zu Hause war ich nicht zu vielem nütze und fehlte den Kindern. An jenem Donnerstag war ich mittags erschöpft und sauer, als ich beim Brotschneiden nicht Acht gab und mir ein Stück vom linken Zeigefinger abschnitt. Es war eine sehr anstrengende und unschöne Woche! (Doch Gott gab mir die Gnade die Wunde gut versorgen zu können und schon nach 3 Wochen konnte ich wieder Ukulele spielen!)
Wie konnte es dazu kommen? Ich hatte natürlich vor dem Anruf und auch vor der Entscheidung für den Job gebetet und keine Warnung vom Geist wahrnehmen können. Ich glaube, dass ich einerseits zu schnell bereit war, noch mehr zu arbeiten, was auf Kosten meiner Gesundheit, unserer Familie und meiner Kapazität für sonstige Königreichsarbeit ging. Die Arbeit in einer heimischen OPG hatte mir besser gefallen, als bei Glovo eine Tüte Fastfood von McDonalds 200 Meter weiter zu einem verschlafenen jungen Mann zu befördern. Hinzu kam, dass unser Auto gerade repariert werden musste und ich zu schnell annahm, der Herr wolle uns durch diese Arbeit zusätzlich versorgen. Tatsächlich habe ich in dieser Woche nichts verdient, was ich nicht auch bei Glovo eingenommen hätte. Andererseits ließ Gott zu, dass ich die Arbeit annahm, weil Er wollte, dass ich hautnah erleben kann, wie die Arbeitsbedingungen für viele Menschen hier aussehen, und weil Er mich immer weiter von fleischlichen Sorgen, Hetzen und Schaffen reinigt.
Doch zugleich mit der Herausforderung schaffte Gott auch schon den Ausweg. Am Freitag rief ich den Chef an und sagte ihm, er solle besser nach einem anderen Fahrer suchen. Ich nannte ihm meine Gründe, sagte auch, dass ich für zusätzliche Arbeit ab jetzt bitte einen Stundenlohn haben wolle und sicherte ihm noch zu ein paar Wochen weiterzufahren, bis er jemand anderes hätte. Etwas später hatte ich einen heftigen Wortwechsel mit meiner Vorgesetzten, in der ich ihr offen sagte, dass ich nicht den ganzen Tag für sie bereit stünde und auch auf diese Arbeit nicht angewiesen wäre. Eine halbe Stunde später rief mich der Chef an und sagte mir auf freundliche Weise, dass ich nicht mehr weiterarbeiten werde. Sogar die Lkw-Lieferung, die ich noch spät in dieser Nacht entgegennehmen sollte, erledigte schon jemand anders. Wunderbar, dachte ich mir, preist den Herrn, er hat mich befreit! Erschüttert und ernüchtert, aber vor allem auch dankbar kam ich an diesem Abend nach Hause. „Alle eure Sorge werft auch Ihn, denn Er sorgt für euch!“ (1. Petrus 5,7)


Das Auto – diese Geschichte bin ich euch noch schuldig. Nach vier Wochen Glovo-Lieferungen war es mir einen Samstag Nachmittag direkt vor McDonalds auf dem Parkplatz stehen geblieben. Etwas mit der Schaltung funktionierte nicht mehr. Ich konnte zwar die Gänge einlegen, aber nicht die Kupplung kommen lassen. Da es Samstag war, rollte ich es zurück in die Parklücke und ging nach Hause. Am Montag war Feiertag, so dass erst für Dienstag den Abschleppwagen bestellte (der durch unseren Schutzbrief von der Autoversicherung übernommen wurde). Die Werkstatt meldete sich am selben Tag mit voraussichtlichen Reparaturkosten von rund 450€, plus nochmal soviel um die nötigen Routinearbeiten gleich mitzuerledigen. Schließlich war der treue Renault anderthalb Jahre nicht in der Werkstatt gewesen.
Hierin sah ich sofort die Hand Gottes! Die ganze Zeit über, während wir kaum einen Kuna übrig hatten, fuhr und fuhr unser Auto ohne Probleme. Ich glaube, Gott hat seine Engel geschickt um das Auto zusammenzuhalten, bis ich anfangen konnte etwas dazu zu verdienen und wir die Reparatur bezahlen konnten. Ich war auch eigentlich nicht überrascht, als das Auto stehen blieb, sondern hatte sofort Frieden – Gott sei Dank, denn das Schlimme an den Problemen sind ja nicht die Schwierigkeiten, sondern die Ungewissheit, Angst und Anfechtung, die durch sie in uns hervorgerufen wird. Probleme werden wir immer haben, auf unterschiedliche Weise, doch das braucht uns nicht aus der Ruhe bringen, denn jedes Problem ist eine Möglichkeit für Gott sich zu verherrlichen!
Und wie sich Gott verherrlichte! Am selben Tag entdeckte ich auf unserem deutschen Konto, dass uns Freunde 377€ überwiesen hatten! Bereits Anfang September wurden uns 500€ geschenkt, genau noch rechtzeitig um unsere Kfz-Versicherungsbeiträge vom dritten Quartal zu bezahlen, bevor wir die Konsquenzen der verspäteten Zahlung tragen mussten. Nun, Anfang November, versorgte uns der Herr freundlich mit ausreichend Geld um das Auto zu reparieren und völlig instand setzen zu lassen. Am Donnerstag, nachdem ich meinen angeschnittenen Finger verarztet hatte, konnte ich das Auto schon abholen. Es war nicht Kupplung, wie befürchtet, sondern die Halbachse defekt gewesen, so dass die Reparatur deutlich günstiger ausfiel, als erwartet! „Euer himmlischer Vater weiß, was ihr benötigt, noch bevor ihr ihn bittet.“ (Matthäus 6,8)
Eine positive Auswirkung der Autoreparatur war noch, dass ich begann die Glovo-Lieferungen mit dem Fahrrad auszufahren. Das wollte ich sowieso einmal ausprobieren, hatte aber damit gerechnet, dass ich deutlich weniger schaffen würde und auch weniger Bezahlung pro Lieferung bekäme. Dem war aber gar nicht so und oft bin ich sogar mit dem Fahrrad schneller beim Kunden und zurück als mit dem Auto, so dass ich jetzt fast immer Fahrrad fahre, außer wenn du Kinder einmal mitkommen wollen oder ich vor einer Lieferung, die wirklich weit den Berg hoch gehe noch schnell aufs Auto wechseln kann. Man kann also sagen, dass ich jetzt fürs Fitnesstraining bezahlt werde.

Dementsprechend gestaltet sich unser Alltag nun so, dass Luna von 8 bis 16 Uhr arbeitet, Junia entweder vormittags ab 8 Uhr oder nachmittags ab 14 Uhr in der Schule ist, und ich zwischen 10 und meist nicht später als 16 oder 18 Uhr ca. 4 Stunden am Tag Lieferungen ausfahre. Mittwoch Abend von 18 bis 21 Uhr treffen wir uns zu Gemeinschaft, Bibelstudium und Gebet; Samstag Abend um 18 bis 22 Uhr oder länger auch zu Gemeinschaft, Wort, Gebet, sowie Lobpreis und Anbetung, was wirklich der Höhepunkt unserer Woche ist. Donnerstags ging Harry mit zwei Brüdern normalerweise zum Beten und Evangelisieren in die Stadt, doch da einer der beiden nun auch einen körperlich anstrengenden Job anfing, haben sie diese Arbeit vorerst sein lassen. Donnerstagabends treffen wir uns zum Jüngerschaftstraining mit einer lieben Schwester über Videoanruf. Sonntag verbringen wir meist Zeit gemeinsam als Familie. Ab und zu können Luna und ich die Kinder ein paar Stunden abgegeben und Zeit zu zweit verbringen. Wenn wir so darüber nachdenken, wo Gott uns hier hingestellt und wie Er uns in dieser Zeit schon verändert und auch gebraucht hat, dann können wir nur mit viel Dankbarkeit über seine Gnade und Weisheit staunen.
Vielleicht hat dachte der eine oder andere beim Lesen, dass wir arm dran wären. Oh nein, das sind wir nicht und waren wir nie, weder wir Erwachsenen noch unsere Kinder. Die lieben Kleinen haben sich durch Gottes Gnade während dem letzten Jahr wunderbar entwickelt und sind uns (die meiste Zeit) eine große Freude. Wie oft haben sie sich über ein kleines Bonbon zum Nachtisch gefreut, als sonst nichts Süßes mehr im Haus war – obwohl es die meiste Zeit doch ein Stückchen Schokolade, Kuchen oder ähnliches zu naschen gab. Noch viel besser: Wie oft haben sie sich über einen leckeren Apfel oder eine Mandarine als Zwischensnack gefreut. Eins von ihnen freut sich auch über Spinat und Krautsalat, das andere immerhin über Paprika, Gurke und Tomate. Immer hatten sie mehr als genug Sachen zum Anziehen und Schuhe oder Sandalen an den Füßen – egal ob neu oder gebraucht. Sie verstehen, dass man viele Dinge selbst machen kann – egal ob Brot, Marmelade, Kekse und Popkorn, oder Basteleien und Geschenke. Sie freuen sich über einen Ausflug mit dem Fahrrad zum Spielplatz und überlegen sich ständig neue Dinge zum Spielen, Verkleiden oder Bauen. Sie akzeptieren es, wenn wir Nein sagen. Natürlich streiten sie sich auch mal, ihnen ist auch langweilig oder sie sind ungehorsam, doch das ist nicht ständig so. Wir sind dankbar, dass sie in dieser verkehrten und verdrehten Welt, in der wir leben, schon manches von Gottes Prinzipien und vor allem Gottes Liebe aufgenommen haben und auch ausstrahlen!
Unser gütiger und reicher Vater versorgt uns vollkommen mit allem materiellen Segen, den wir benötigen. Doch noch viel wichtiger ist, dass Er uns erzieht und unser Vertrauen auf Ihn stärkt. „Ihr sollt euch nicht um Morgen sorgen, denn der morgige Tag wird für das Seine sorgen.“ (Matthäus 6,34) Wir alle kennen diese Verse, aber wie könnten wir wissen, ob Gott uns wirklich in einer Notsituation am morgigen Tag wieder geben wird, was wir brauchen, wenn wir das nicht schon einmal erlebt haben? Außerdem durften wir lernen, wie unwichtig es eigentlich ist, was und wieviel man zu essen hat, weil man aus den einfachsten Dingen eine leckere, gesunde und füllende Mahlzeit machen kann. Es ist auch nicht wichtig, ob man sich gerade neue Sachen kaufen kann oder nicht, und ob man ins Kino oder sonst wohin gehen kann.
Es gab Zeiten in meinem Leben, wo ich Lieder mit Texten im Sinne von: „Alles, was ich brauche, bist nur du!“ nicht mitsingen konnte, weil ich mir nicht sicher wo, ob ich das wirklich meinte. Doch Psalm 27,4 sagt:

„Eines erbitte ich von dem HERRN,
nach diesem will ich trachten:
Dass ich bleiben darf im Haus des HERRN mein ganzes Leben lang,
um die Lieblichkeit des HERRN zu schauen
und Ihn zu suchen in seinem Tempel.“

Heute weiß ich, dass ich wirklich nur das Eine brauche: Die Gegenwart meines geliebten Herrn und Retters in meinem Leben und in dem meiner Familie. Auch, wenn dieser mein Glaube morgen wieder getestet werden sollte, heute weiß ich es! Alles, was Seele und Leib gut tut, ist schön und nett, aber kann mich doch nicht ausfüllen. Doch ER erfüllt meinen Geist, Seele und leiblichen Bedürfnisse besser als ich bitten oder verstehen kann, wenn ich Ihn nur von ganzem Herzen suche!


Lieber Freund, der du es geschafft hast, bis hierhin alles zu lesen, kennst du diesen Herrn? Bist du schon von deinem eigenen Wegen umgekehrt, die dich fern von deinem Schöpfer führten? Hat dir der Vater schon deine Sünden vergeben? Ist dein altes Ich schon mit Jesus gestorben und ein neuer Mensch mit Ihm auferweckt worden? Wurdest du schon mit Gottes gutem Geist erfüllt? Und wenn du das alles erlebt hast, hast du dich vollkommen überzeugt, dass dein Vater gut ist, dass du sein wertvollster Besitz bist und Er vollkommen für dich sorgt, egal welche Probleme sich vor dir auftuen? Dankst du Ihm im Glauben für die Antworten auf deine Gebete? Suchst du zuallererst Ihn und seine Herrlichkeit oder dein eigenes „Reich“, Leben, Familie, Karriere, kurz deine eigenen Pläne wichtiger? Bist du bereit alles loszulassen und Ihm völlig zu vertrauen, jeden Tag neu? Bist du ein aktiver Nachfolger von Jesus?
Ich kann dich aus unserer Erfahrung nur ermutigen, alles Ihm und für Ihn hinzuwerfen und Ihm nachzufolgen, erst recht in der eigenartigen Zeit, in der wir leben. Jesus existert nicht nur irgendwo im Universum, sondern Ihm ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf unserer Erde, auch über dein Land und deine Stadt (oder Dorf). Er ist größer als Corona, als die Maßnahmen, als Druck auf Arbeit oder in der Familie. Er versteht deine tiefsten Ängste, Verletzungen, Krankheiten, Schmerzen, Abhängigkeiten und deine tiefe Unruhe – Er hat sie alle besiegt, als Er am Kreuz für Dich starb und sprach: „Es ist vollbracht!“

„Was sollen wir nun hierzu sagen? Ist Gott für uns, wer kann gegen uns sein?
Er, der sogar seinen eigenen Sohn nicht verschont hat, sondern ihn für uns alle dahingegeben hat, wie sollte er uns mit ihm nicht auch alles schenken?“ (Römer 8,31-32)

Wenn du im Glauben an Jesus lebst und von seinem Geist erfüllt bist, dann hast du nicht nur die Gewissheit, dass du nach diesem Leben mit Ihm in Herrlichkeit auferstehst und regierst, sondern schon in dieser Zeit kann Er durch dich Wunder vollbringen; Er möchte dich, und dann andere durch dich, völlig und für immer erneuern. Dazu musst du nicht besonders glaubensstark sein, keine Bibelschule besuchen und keine reine Weste vorweisen. Seine Gerechtigkeit ist dein Schutz und dein Glaube braucht nur so groß wie ein Samenkorn zu sein. Tatsächlich ist es unsere Schwäche, die uns zu Ihm treibt und uns geistlich wachsen lässt. Wir versichern dir, dass wir viele Momente der Schwäche erlebt haben und weiterhin erleben, und wir haben dabei gelernt mit Paulus zu proklamieren (egal, ob wir uns gerade danach fühlen oder nicht):

„Der Herr sagt: ‚Meine Kraft ist in der Schwachheit vollkommen!‘ Darum rühme ich mich am liebsten meiner Schwachheiten, damit die Kraft des Christus bei mir wohne. Ich habe Wohlgefallen an Schwachheiten, an Misshandlungen, an Nöten, an Verfolgungen, an Ängsten um des Christus willen; denn wenn ich schwach bin, dann bin ich stark!“ (2. Korinter 12,9-10)

Wir segnen euch im Namen Jesu mit dem Frieden Gottes, umarmen euch und freuen uns darauf, euch wiederzusehen, wenn und wann es unser liebender Vater schenkt!


Seid gegrüßt,
Harry, Luna, Junia und Amos


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Übersetzter Text des Lieds „Jehovah Jireh“ von Jekalyn Carr:

Gott, ich fühle dich jetzt, bereite mich auf meinen nächsten Schritt vor
Mein Glaube wird auf die Probe gestellt, aber ich weiß, dass du durchkommen wirst

So wie du es für Abraham getan hast, zeig mir ein Zeichen
Also fordere ich heute den Himmel heraus, denn ich fühle im Geiste – es ist Zeit der Manifestation!
Also hier bin ich Jesus
Alles was ich habe ist dein Wort, zeige dich als Gott
Ich weiß, du wirst mich nicht im Stich lassen

Oh, Jehova Jireh
Ich werde nicht aufhören zu glauben
Jehova Jireh
Ich verspreche, ich werde nicht aufhören zu glauben
Ich werde nicht aufhören zu glauben
Ich muss es für jemand anderen freigeben

Gott, ich fühle dich jetzt, bereite mich auf meinen nächsten Schritt vor
Mein Glaube wird auf die Probe gestellt, aber ich weiß, dass du durchkommen wirst
Genau wie du es für Abraham getan hast, Herr, ich brauche dich, um mir ein Zeichen zu zeigen
Also fordere ich heute den Himmel heraus, denn ich fühle im Geiste – es ist Zeit der Manifestation!
Also hier bin ich Jesus
Alles was ich habe ist dein Wort, zeige dich als Gott
Ich weiß, du wirst mich nicht im Stich lassen

Jehova Jireh
Jemand soll nun mit seiner Hand schwingen und sagen: ich werde es nicht tun
 Ich werde nicht aufhören zu glauben
 Du musst deine Stimme erheben und schreien
Jehova Jireh
 Ich verspreche, ich werde es nicht tun, ich werde nicht aufhören zu glauben
Ich werde nicht aufhören zu glauben
Denn ich habe gesehen, wie du es immer und immer wieder tust
Jehova Jireh
Oh ja, oh Herr, ich werde nicht aufhören zu glauben
Ich werde nicht aufhören zu glauben
Du kannst mich nicht enttäuschen, Jehova Jireh
Jehova Jireh
Ich werde nicht aufhören zu glauben
Ich werde nicht aufhören zu glauben

Ich bin gekommen, um dir zu sagen, dass das ist, was ich glaube
Ich glaube, dass derselbe Gott, der Lazarus von den Toten auferweckt hat
Derselbe Gott, der Josaphat und sein Heer zum Triumph gebracht hat
Ich glaube, dass derselbe Gott, der die 3 hebräischen Jungen befreit hat
Ist derselbe Gott, der mich übertreffen kann, mich erweitern, mich beschleunigen kann

Jehova Jireh
 Ich werde nicht aufhören zu glauben
 Ich werde nicht aufhören zu glauben
 Jehova Jireh
Ich werde nicht aufhören zu glauben
Ich bin zu weit gekommen, um dich aufzugeben
 Ich werde nicht aufhören zu glauben

Wird er mich im Stich lassen? Noch nie!
Wird er für mich durchkommen? Stets!
Wie lange wird er mir zeigen, dass er immer noch Gott ist? Bis in alle Ewigkeit!
Er wacht über sein Wort, wacht über sein Wort, um es zu erfüllen
Oh ja, oh ja, das tut er

Ich erinnere mich an Abraham.. Als alles, was er hatte, das Wort Gottes war, das ihn trug
Und selbst wenn es ihn am meisten verletzt hat
Er glaubte immer noch an seinen Gott, um seine Stimme zu erheben und zu erklären
DER HERR WIRD VERSORGEN, DER HERR WIRD VERSORGEN